Krise um die Ukraine
Ex-NATO-General: „Das geht an der Realität vorbei“
„Bewahre kühlen Kopf in größter Not“, ist die Devise des ehemaligen höchsten NATO-Generals Harald Kujat. Der frühere Offizier der deutschen Luftwaffe erläuterte auf ruhige und vernünftige Art und Weise im Gespräch mit der „Welt“ seine Sicht auf die Krise zwischen der Ukraine, Russland und dem Westen.
Kujat missbilligte die Empörung über die Aussage des abberufenen Marine-Chefs Kay-Achim Schönbach. Dieser hatte gesagt, die Halbinsel Krim sei „weg“ und werde „nie wieder“ zur Ukraine zurückkommen – und dass Putin „Respekt auf Augenhöhe“ wolle. Kujat erklärte, dass Schönbach „nur die amerikanische Position wiedergegeben und sich keines Dienstvergehens schuldig gemacht“ habe.
Was die Krim betreffe, die völkerrechtswidrig von Russland annektiert worden sei, so habe Schönbach nur die Frage bewertet, ob die Krim wieder an die Ukraine zurückkommen könnte. „Das ist ja offensichtlich, dass die Krim nur zur Ukraine zurückkehren kann, wenn es einen Krieg mit Russland gibt und wenn der Westen oder die USA diesen Krieg gewinnen. Aber die USA werden keinen Krieg mit einer anderen Nuklearmacht führen. Präsident Biden hat das selbst bei einem Angriff auf die Ukraine abgelehnt.“
Deeskalierender Ton befürwortet
Auch kein Vertreter der deutschen Bundesregierung habe bislang gesagt, man sei bereit, die Krim militärisch zurückzuholen. Kujat befürwortet auch den deeskalierenden Ton und dass es keine deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine geben werde. Diese als Abschreckung zu sehen „gehe an der Realität vorbei“, da wir „niemals in der Lage sein werden, die Ukraine so aufzurüsten, dass es Russland von einem Angriff abschrecken könnte“.
Kujat meint, man müsse „ehrlich mit der Ukraine umgehen. Man muss ihr klar sagen, dass sie keine Aussicht auf eine NATO-Mitgliedschaft hat. Das würde die ganze Situation deutlich entspannen“.
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