Es sind die Erwachsenen, die unsere Kleinen schützen müssen. Doch sie geraten dabei oft an ihre Grenzen. Für das Baby eines Paares in Wien endete das tödlich, für die Eltern nun im Gefängnis. Was hilft, bevor etwas passiert.
Österreich hat seit 1989 ein Gewaltverbotsgesetz – und doch ist vielen oft unklar, was Gewalt bedeutet. So hielten bei einer Umfrage der Kinderschutzorganisation die möwe 2020 nur die Hälfte der Befragten eine gewaltfreie Erziehungsform für ideal. Dabei fängt körperliche Gewalt natürlich schon bei der vermeintlich „gsunden Watschn“ an. Neben körperlicher Gewalt gibt es weitere, wie die psychische - etwa, wenn Eltern nach einem Streit ihr Kind wochenlang anschweigen.
Aber warum tun gerade Eltern ihren Sprösslingen so etwas an? „Eltern misshandeln ihre Kinder zumeist ja nicht aus Überzeugung, weil sie meinen, sie hätten es verdient“, erklärt möwe-Leiterin und Psychologin Hedwig Wölfl: „Sondern vielmehr aus Überforderung und fehlendem Wissen über gewaltfreie Erziehung.“ Woher sollen sie es auch wissen? Dafür gibt es kostenlose Info-Workshops für Eltern, z. B. über die möwe.
Wölfls Rat für die Akutsituation, wenn es kritisch wird: „Man verordnet sich selbst eine Pause, nimmt sich aus der Situation, geht zum Beispiel ins Bad oder spazieren.“ Hat man sich beruhigt, kann man sich dem Ganzen in Ruhe widmen.
Ein Sich-Hilfe-Suchen, wenn man selbst nicht weiter weiß, ist immer „extrem verantwortungsvoll“, sagt Psychologin Petra Birchbauer, Bundesverbands-Vorsitzende der Österreichischen Kinderschutzzentren. Sie weiß: Ist Gewalt passiert, sind Eltern über das eigene Verhalten oft tief erschüttert.
Gewalt erfahren, zeigt sich auf verschiedene Arten
Gewalt kann zu langfristigen gesundheitlichen, psychischen wie körperlichen Folgen führen und „stellt ein Entwicklungsrisiko dar“, so Birchbauer. Folgen: verminderte Stressresistenz und Konzentrationsfähigkeit usw. „Am häufigsten führt körperliche Gewalt zu emotionalen und sozialen Problemen wie geringer Selbstwert und Verhaltensauffälligkeiten.“ Was sich auf die Beziehungsgestaltung und den Umgang des Kindes mit Konflikten auswirkt.
Also keine Chance der Gewalt! Aber wie erkennen Nachbarn oder Großeltern, ob einem Kind Gewalt widerfährt? Das ist nicht ganz leicht, wissen die Expertinnen. Denn Gewalt zeigt sich unterschiedlich: So reagieren manche Kinder plötzlich aggressiv, andere werden ganz still oder fürchten sich vor körperlicher Berührung.
So braucht verändertes Verhalten, für das es keine plausible Erklärung gibt, besonderes Augenmerk. Kinder können oft nur schwer über Gewalterfahrungen sprechen: Sie neigen dazu, sich selbst die Schuld zu geben. Deshalb sollte man sensibel vorgehen, sie nicht drängen. Am besten einmal schlicht fragen: „Wie geht es dir?“ - und ehrliches Interesse daran haben.
Nun, das täte uns doch allen manchmal gut.
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