Das Verschwinden von Maddie McCann vor fast 15 Jahren gehört zu den größten Rätseln der Kriminalgeschichte. Bislang konnte nicht geklärt werden, wer das dreijährige Mädchen in Portugal entführte. Doch jetzt ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, den wahren Täter zu kennen, und steht kurz davor, Anklage zu erheben: Es soll Christian B. (45) sein. Für die Dokumentation „Verdächtig im Fall Maddie - Wer ist Christian B.?“ (am 26.01. um 20:15 Uhr bei VOX) hat sich SPIEGEL TV ein Jahr lang auf Spurensuche begeben.
Zu Wort kommen Freunden und Weggefährten des Tatverdächtigen. Dabei wurden laut Presseaussendung neue Erkenntnisse über den Mann gewonnen, der möglicherweise ein Verbrechen begangen haben soll, das die ganze Welt erschüttert hat.
„Indizien und Beweise“
Renommierte Kriminalpsychologen und verantwortliche Ermittler geben in der Dokumentation Auskunft darüber, warum sie sicher sind, dass Christian B. die Voraussetzungen für die Tat erfüllen soll. „Wir gehen davon aus, dass er Maddie McCann getötet hat. Wir haben zahlreiche Indizien und Beweise gesammelt und aufgrund der Verdachtslage steht das für uns fest“, so der Braunschweiger Staatsanwalt Christian Wolters. Einer der Hinweise: Christian B.s Handydaten. „Es ist natürlich schon ein Fakt, dass die Nummer von unserem Verdächtigen tatsächlich zur Tatzeit in dieser Funkzelle eingeloggt war. Das heißt, er war da vor Ort, jedenfalls gehen wir davon aus, aufgrund seines Handys“, so Christian Wolters weiter.
Wir gehen davon aus, dass er Maddie McCann getötet hat. Wir haben zahlreiche Indizien und Beweise gesammelt und aufgrund der Verdachtslage steht das für uns fest.
Staatsanwalt Christian Wolters
Darüber hinaus kündigt die Staatsanwaltschaft Braunschweig an, in Kürze über die Anklageerhebung in einem weiteren Vergewaltigungsverfahren gegen Christian B. zu entscheiden, begangen ebenfalls in Portugal, unweit des Ferienortes der Familie von Maddie McCann. Indizien belasten den Deutschen auch in diesem Fall schwer.
Die Autorin des Films, Gudrun Altrogge, hat außerdem mit ehemaligen Wegbegleitern von Christian B. gesprochen, die sich erstmals offen im TV äußern.
„Punkt 9 stand die Polizei vor der Tür“
Björn R. ist bis heute schockiert über die Enthüllungen rund um Christian B.: „Der war zwei Jahre einer meiner besten Freunde. Ich hätte nie damit gerechnet, dass der so einen Dreck am Stecken hat.“ Unter anderem erinnert er sich daran, dass die Polizei auch in seiner Wohnung nach Hinweisen zu Christian B. suchte: „Punkt 9 Uhr morgens stand die Polizei vor der Tür. Ich hab dann, während ich mir einen Aschenbecher geholt habe, mal in die Akte reingeluchst. Und hab dann da gelesen, dass Christian wegen Kinderpornos gesucht wird … Das konnte ich nicht fassen. Bis dahin dachte ich, dass es um Diesel-Diebstahl und die ganzen Klauereien geht. Da hab ich nicht mit gerechnet.“ Und weiter: „Wenn ein Mensch so freundlich und so hilfsbereit ist, er hat seiner Freundin Lesen und Schreiben beigebracht, ist immer hilfsbereit gewesen … Dass der auch so eine Schattenseite hat, kann man sich nicht vorstellen.“
Mit Lenta J., einer früheren Bekannten von Christian B., soll der Tatverdächtige sogar über den Fall Maddie gesprochen haben: „Es kam in den Tagen in den Zeitungen was über Maddie und die Freunde von Christian unterhielten sich darüber. Dann sagte er einfach nur: Man sollte jetzt damit aufhören, das Kind sei doch schon längst tot. Und ich dachte, wie kommst du denn darauf, es könnte ja auch sein, dass das Kind nur vermisst ist, vielleicht ist es weggelaufen oder ‚nur‘ entführt. Da sagte er nur, nach so vielen Jahren muss das Kind doch tot sein und eine Leiche könnte man ja schnell verstecken.“
Auch Karin S., die Christian B. seit vielen Jahren kennt, entsetzen die Vorwürfe gegen ihn: „Das hätte ich niemals gedacht. Denn Christian ist auch nicht so rübergekommen. Ich muss ehrlich sagen, wenn meine Enkelkinder da gewesen wären und er hätte gefragt, darf ich mit denen Eis essen gehen, hätte ich ja gesagt. Also ich hätte ihm diese Taten niemals zugetraut.“
13-Jährige traumatisiert
Zu Wort kommt aber auch die heute 13-jährige Lara B., die vor fünf Jahren auf einem Spielplatz im portugiesischen Sao Bartolomeu de Messines von Christian B. belästigt und schwer traumatisiert worden sein soll: Mit heruntergelassener Hose soll er vor ihr masturbiert und nach ihrem Namen gefragt haben. Lara B. konnte fliehen, Christian B. wurde noch vor Ort verhaftet. Der Vorfall beschäftigt das Mädchen bis heute.
Der Redaktion liegen laut Pressemitteilung darüber hinaus geheime Chatverläufe vor, die zeigen, wie abgründig die pädophilen Fantasien des Verdächtigen im Fall Maddie gewesen sind. Der Verdächtige Christian B., der sich zurzeit wegen anderen Straftaten in Haft befindet, schweigt bislang zu den Tatvorwürfen.
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