Eh lieb, dass Kanzler und Gesundheitsminister sich am Mittwoch dazu durchgerungen haben, den Lockdown für Ungeimpfte nach 73 Tagen zu beenden, weil er „sinnlos“ sei. Ja, sinnlos ist zurzeit vieles. Denn ob Ungeimpfte zu Hause „eingesperrt“ sind oder rausdürfen, ist, wie man in Wien sagt, „Powidl“.
Erstens wurde es ohnehin nicht kontrolliert. Und zweitens ändert es nichts. Ungeimpfte dürfen weiterhin nur Schmerzmittel aus der Apotheke holen oder sich Milch im Supermarkt kaufen, aber ein Schnitzel essen im Wirtshaus oder durch Geschäfte bummeln bleibt ihnen verwehrt.
Viel mehr Sinn macht auch die Impfpflicht nicht, die eine administrativ kaum zu bewältigende Klage- und Beschwerdeflut nach sich ziehen wird. Bis sie schlagend wird, dauert es Monate, da ist Omikron schon vorbei. Das sagt nicht der blaue Oppositionsführer, der die Pandemie am Mittwoch großspurig für beendet erklärte, das sagen namhafte Virologen.
Deshalb denken immer mehr europäische Länder über Lockerungsmaßnahmen nach. Auch vier Landeshauptleute sprechen sich bereits für die Aufhebung der 22-Uhr-Sperrstunde aus. Wolfgang Mückstein wird bald alleine dastehen mit seinem Kurs.
„Ich habe jetzt die Schnauze voll“, erklärte am Mittwoch der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Er fordert ein Ende aller Corona-Maßnahmen. Und hält eine Impfpflicht für Menschen ab 50 für völlig ausreichend.
Die „Schnauze“ haben wir in Österreich nicht voll, aber die Nase sehr wohl.
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