Täter festgenommen
Ukrainischer Soldat erschoss fünf Kameraden
Zu einem Blutbad ist es am Donnerstagmorgen in einer ukrainischen Raketenfabrik gekommen. Ein 20-jähriger Soldat hat plötzlich das Feuer auf seine Kameraden, die als Wachen im Einsatz waren, eröffnet. Vier Männer und eine Frau starben im Kugelhagel. Fünf weitere Armeeangehörige wurden schwer verletzt.
„Ärzte kämpfen um das Leben der Verletzten“, teilte Innenminister Denys Monastyrskyj auf seiner Facebookseite mit. Warum der 20-jährige Soldat der ukrainischen Nationalgarde auf dem Gelände der Fabrik in der südostukrainischen Großstadt Dnipro auf die Wache haltenden Leute aus den eigenen Reihen schoss, ist noch unklar. Nach der Tat floh er zunächst, wurde aber einige Stunden später festgenommen. Nun soll geprüft werden, ob der Soldat unter psychischem Druck gestanden war, erklärte das Innenministerium.
Die Fabrik Piwdenmasch, wo früher interkontinentale ballistische Raketen hergestellt wurden, zählt zu einem stark bewachten Areal. Angesichts der Befürchtungen, Russland könnte die Krise im Osten des Landes bzw. den Konflikt mit der NATO militärisch eskalieren lassen - westliche Geheimdienste sprechen bereits von bis zu 120.000 russischen Soldaten an der Grenze zur Ukraine - lässt natürlich jeder Zwischenfall die Alarmglocken in der Ukraine noch lauter ertönen.
Sowohl Moskau als auch Kiew warnen jedoch davor, einen nahenden Krieg herbeizureden. Dass sich die Lage aber in naher Zukunft entspannen wird, glaubt Russland-Experte Gerhard Mangott allerdings auch nicht. „Es ist offensichtlich, dass der Westen auf Zeit spielt“, sagte Mangott vor wenigen Tagen im Gespräch mit der „Krone“. Je länger die diplomatischen Kanäle offen sind, desto länger könne man eine Militäraktion hinauszögern. Aber: „Der Aufmarsch ist teuer. Und je länger gezögert wird, desto mehr verliert Putin an Glaubwürdigkeit beim Sicherheitsapparat, Generalstab und Geheimdiensten“, so Mangott. Nicht in der Bevölkerung, seine Zustimmungsrate liegt bei 65 Prozent, aber „ein Krieg wäre unpopulär“.
USA und NATO antworteten auf russische Forderungen
Am Mittwoch erhielt Moskau übrigens die schriftlichen Antworten auf die vom Kreml geforderten Sicherheitsgarantien seitens der NATO. Bei der russischen Forderung nach Zusagen für ein Ende der NATO-Osterweiterung zeigten weder die NATO noch die USA Verhandlungsbereitschaft. Man habe Moskau deutlich gemacht, „dass es Kernprinzipien gibt, zu deren Wahrung und Verteidigung wir uns verpflichtet haben“, sagte US-Außenminister Antony Blinken. Dazu gehörten die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine sowie das Recht von Staaten, ihre eigenen Bündnisse zu wählen.
Weder die NATO noch die US-Regierung veröffentlichten ihre an Moskau übermittelten Schriftstücke. Blinken betonte, die Antworten der US-Regierung auf die Sorgen Moskaus seien vollständig mit der Ukraine und den europäischen Verbündeten abgestimmt. „Wir haben ihren Input eingeholt und in die endgültige Fassung, die Moskau übermittelt wurde, eingearbeitet.“ Er erwarte, in den kommenden Tagen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow darüber zu sprechen. Russlands Vize-Außenminister Alexander Gruschko hielt sich am Mittwochabend bedeckt und erklärte nur: „Wir lesen. Studieren.“
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