Judensterne bei Demos

Holocaust-Überlebende entsetzt über Impfgegner

Die Gesetzgeber der Europäischen Union legten am Donnerstag eine Schweigeminute ein und begrüßten die hundertjährige Holocaust-Überlebende Margot Friedlander.

(Bild: ASSOCIATED PRESS)

Am 27. Jänner 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz. Bei einer Rede zum Holocaustgedenktag im Brüssler Europarlament äußert sich die Überlebende Margot Friedländer über einzelne Impfgegner in Deutschland, die Vergleiche zur NS-Zeit ziehen. Die 100-Jährige bezeichnete jene Demonstranten, die den sogenannten Judenstern nutzen, als „neue Feinde der Demokratie“.

„Heute sehe ich, wie die Erinnerung an das, was geschehen ist, politisch missbraucht, manchmal sogar verhöhnt und mit Füßen getreten wird“, sagte sie am Donnerstag bei einer Rede zum 77.Holocaustgedenktag im Brüsseler Europaparlament. Ungläubig müsse sie mit ihren mehr als hundert Jahren sehen, wie Symbole der Ausgrenzung der Juden durch die Nazis heute von neuen Feinden der Demokratie auf offener Straße schamlos benutzt würden, um sich selbst als Opfer zu stilisieren.

Heute sehe ich, wie die Erinnerung an das, was geschehen ist, politisch missbraucht, manchmal sogar verhöhnt und mit Füßen getreten wird.

Margot Friedländer

Das gelbe Hexagramm war eine den Juden von den Nationalsozialisten aufgezwungene Kennzeichnung, um die Minderheit zu stigmatisieren. Das Symbol war in der Vergangenheit immer wieder von Menschen auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen gezeigt worden.

Friedländer bezeichnete jene Demonstranten, die den sogenannten Judenstern nutzen, als "neue Feinde der Demokratie".

(Bild: P. Huber)

Sprach von Erinnerungen an Nazi-Zeit
In ihrer Rede sprach Friedländer zudem von ihren Erinnerungen an die Nazi-Zeit. Eindrücklich beschrieb sie, wie sie zum ersten Mal Menschen aus dem Vernichtungslager Auschwitz gesehen habe. „Man konnte die Lebenden kaum von den Toten unterscheiden“, sagte sie. Auch betonte sie, dass damals nur sehr wenige Menschen - nicht nur in Deutschland - etwas unternommen hätten, um Jüdinnen und Juden zu schützen. Dänemark sei eine rühmliche Ausnahme gewesen.

Ein Mitglied des Protokolls stellt das Mikrofon der Holocaust-Überlebenden Margot Friedlander ein, während sie sich auf ihre Rede im Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel vorbereitet

(Bild: ASSOCIATED PRESS)

Bei der Veranstaltung im EU-Parlament betonten auch die Präsidentinnen des EU-Parlaments, Roberta Metsola, und der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, sowie EU-Ratspräsident Charles Michel, wie wichtig es sei, die Erinnerung an den Holocaust aufrechtzuerhalten und für demokratische Werte einzustehen.