Clemens Sagmeister, Obmann der Bregenzer WIGEM, kritisiert die Entscheidung der Bundesregierung, im Handel weiterhin auf 2G zu setzen. Die Regelung sei schlicht und einfach nicht mehr verhältnismäßig, meint er. Zusätzliche Sorgen bereiten den Geschäftstreibenden in der Landeshauptstadt die Demonstranten. Sie würden dafür sorgen, dass Bregenz einer Geisterstadt gleiche.
Zwar wurde am Mittwoch ein Ende des Lockdowns für Ungeimpfte angekündigt, das Betreten von Kleidergeschäften, Baumärkten & Co. bleibt diesen aber weiterhin verwehrt - sehr zum Unverständnis von Clemens Sagmeister: „Die Bundesregierung hat die 2G-Regelung im Handel als begleitende Maßnahme gegen die Delta-Welle im November 2021 eingeführt. Diese Maßnahme ist angesichts der epidemiologischen Entwicklung mit Omikron nicht mehr verhältnismäßig und wurde zudem in unserem Nachbarland Deutschland bereits mehrfach für verfassungswidrig erklärt“, schimpft der Obmann der Bregenzer WIGEM. Der Handel sei nachweislich nicht für die großflächige Ausbreitung des Virus verantwortlich, bei einer gewissenhaften Einhaltung der bekannten Schutzmaßnahmen (FFP2-Masken und Maximal-Besucherzahl) sei eine Clusterbildung sogar nahezu auszuschließen.
Der Handel ist nachweislich nicht für die großflächige Ausbreitung des Virus verantwortlich. Die 2G-Regel ist nicht zielführend.
Clemens Sagmeister, Obmann der Bregenzer WIGEM
Der Modehändler ist mit seiner Meinung nicht allein. In der Bregenzer Innenstadt klagen die Geschäftstreibenden aller Sparten über Verluste aufgrund der Verordnung. „2G ist eine Katastrophe für den Handel, wir verzeichnen Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent. Diese Regel ist nicht nachvollziehbar“, berichtet etwa Robert Vögel, Inhaber des gleichnamigen Schuhhauses. Aus diesem Grund fordert die WIGEM Bregenz eine sofortige Aufhebung der 2G-Regelung für den Handel.
Doch die Verordnung der Bundesregierung ist nicht die einzige Corona-Begleiterscheinung, die den Händlern in Bregenz in den vergangenen Wochen zugesetzt hat: Die Demonstrationen in der Innenstadt sorgen ebenfalls für deutliche Umsatzrückgänge. „Aufgrund der Straßenblockaden ab 14 Uhr durch die Demonstranten sind die Geschäfte auf motorisiertem Wege nicht mehr zu erreichen. Die Innenstadt ähnelt in diesem Zeitraum einer Geisterstadt“, klagt Sagmeister. Inzwischen hätten sich sogar einige Händler entschieden, ihre Geschäfte bereits am Samstagmittag zu schließen - ein Offenhalten würde sich wirtschaftlich einfach nicht rentieren.
Appell an Veranstalter
Für die Demonstranten und ihre Anliegen haben die Bregenzer Geschäftstreibenden durchaus Verständnis. „Das Demonstrationsrecht ist ein wichtiges Instrument der Demokratie. Jedoch ist das Ausmaß der Demonstrationen in dieser Häufigkeit mittlerweile wirtschaftlich sehr bedrohlich und gefährdet Arbeitsplätze“, appelliert Vögel an die Protestierenden. Als Lösung schlägt der Geschäftsinhaber vor, dass die Kundgebungen zeitlich nach hinten verschoben werden. „Würden die Veranstaltungen werktags nach 18 und samstags nach 16 Uhr über die Bühne gehen, wäre uns schon sehr geholfen.“ Dieser Kompromiss würde weder das Demonstrationsrecht beschneiden, noch müssten die Geschäftstreibenden die Zeche für die Proteste zahlen.
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