Kaufhausjongleur René Benko holt sich 220 Millionen Staatshilfe für die Galeria Karstadt Kaufhof. Experten äußern harte Kritik.
In der Pandemie sind nicht alle Menschen gleich, die einen werden mehr, die anderen weniger hart getroffen. Der Kaufhausjongleur und Sechs-Sterne-Chalet-Betreiber René Benko etwa hat sich und seinen Signa-Investoren auch in Corona-Krisenzeiten eine Dividende in Höhe von 201 Millionen Euro (2020) ausbezahlt.
Dennoch bat man die Steuerzahler zum Handkuss: Bereits 2021 hatte die deutsche Bundesregierung Benkos schwer angeschlagenen Warenhandelskette Galeria Karstadt Kaufhof mit einem Darlehen von bis zu 460 Millionen Euro vor der Insolvenz bewahren müssen; Dienstag wurde laut „Handelsblatt“ bekannt, dass der deutsche Staat über seinen Corona-Rettungsfonds (WSF) weitere 250 Millionen in Galeria Karstadt Kaufhof pumpen wird. 30 Millionen davon würden für die Tilgung des ersten staatlichen Darlehens verwendet. Benko selbst müsse laut der Zeitung lediglich einen Eigenbetrag von 15 Prozent leisten.
„Ein Skandal“
Umgehend äußerten Medien wie Experten teils vernichtende Kritik an diesem Vorgehen auf Kosten der Steuerzahler. „Der Staatskredit ist aus meiner Sicht ein Skandal“, zitiert das „Handelsblatt“ den Handelsexperten Uwe Fassnacht von der WHU Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf, der davor warnt, dass der Steuerzahler das Geld mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zurückbekommen werde: „Bei dem wirtschaftlichen Zustand des Unternehmens sehe ich nicht, wie sie dieses Geld jemals zurückzahlen können.“
„Benko sollte selbst bezahlen“
Noch härter geht ein Kommentator der renommierten und in Sachen Signa für gewöhnlich bestens informierten „Wirtschaftswoche“ mit der Rettungspaket-Politik für Superreiche in die Kritik: „Der Bund hat vor Galeria-Eigner Benko kapituliert“, notiert Henryk Hielscher und meint: „Bevor der Staat einspringt, steht Eigentümer René Benko in der Pflicht. Seine Immobilienfirma Signa ist nach eigener Darstellung bisher glänzend durch die Krise gekommen. Glaubt Benko also noch an die Zukunft der Warenhäuser? Dann sollte er seine große Wette auch selbst bezahlen.“
Am Arlberg hat Immobilienmakler Benko das „Chalet N“ bauen lassen, man trifft sich dort gerne mit Geschäftspartnern.
„Schlechter Scherz“
Die Rettung von Galeria durch die deutschen Steuerzahler sei laut der „Wirtschaftswoche“ für „den Österreicher“ eine „Rettung zum Schnäppchenpreis“. Und das, obwohl Benkos Galeria-Finanzchef noch im September behauptet habe, der Cash-Bestand liege über Plan, es bestehe also kein Anlass anzunehmen, sein Unternehmen hätte irgendwelche Schwierigkeiten mit der Rückzahlung des staatlichen Corona-Hilfskredits über 460 Millionen Euro. Laut „Wirtschaftswoche“ wirke diese Aussage vier Monate später „wie ein schlechter Scherz.“
In Österreich hatte „Kontrast“ Anfang Jänner aufgedeckt, dass auch Milliardäre viele Steuermillionen einstreifen können: Benkos kika-Leiner-Gruppe etwa habe 7,7 Millionen Euro an Hilfsgeldern erhalten - obwohl die Möbelbranche zu den Gewinnern der Krise zählt. Das etwa doppelt so große Möbelhaus XXXLutz soll dagegen nur 980.000 Euro bekommen haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.