Interner Machtkampf
„Sehe totalitäre Anklänge“: AfD-Chef tritt zurück
Jörg Meuthen ist nach eigenen Angaben im internen Machtkampf der AfD dem formal aufgelösten rechtsextremen Flügel unterlegen, teilte der langjährige Parteivorsitzende am Freitag mit. Er habe der Bundesgeschäftsstelle mitgeteilt, dass er sein Amt niederlegen und die AfD verlassen werde. Sein Mandat im Europäischen Parlament will der 60-Jährige behalten.
Zuvor hatten WDR, NDR und das ARD-Hauptstadtstudio berichtet. Teile der Partei stünden seiner Meinung nach nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung, sagte er nach Angaben ARD - „ich sehe da ganz klar totalitäre Anklänge“. Allenfalls als ostdeutsche Regionalpartei sehe er noch eine Zukunft für die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ (AfD).
In der Corona-Politik habe die AfD etwas „Sektenartiges“ entwickelt. Eine Zukunft habe die AfD allenfalls noch als ostdeutsche Regionalpartei. Zugleich kritisierte er seine nun ehemalige Partei: „Das Herz der Partei schlägt heute sehr weit rechts und es schlägt eigentlich permanent hoch“, sagte er der ARD. Er sei mit seinem Einsatz für einen anderen Weg gescheitert.
Gemäßigterer Kurs gescheitert?
Meuthen haderte schon lange mit seiner Partei. Der Volkswirt plädierte in den vergangenen zwei Jahren wiederholt für einen gemäßigteren Kurs der AfD. Damit machte er sich Feinde, vor allem in der Rechtsaußen-Strömung um den Thüringer Landeschef Björn Höcke.
Zuletzt hatte es für Meuthens Vorschläge im Parteivorstand nicht immer Mehrheiten gegeben. So war beispielsweise im August der Versuch gescheitert, den Rauswurf des nordrhein-westfälischen AfD-Bundestagskandidaten Matthias Helferich zu beantragen.
Grabenkämpfe an der Spitze
Meuthen war im Sommer 2015 als einer von zwei Co-Vorsitzenden an die Parteispitze gewählt worden, damals an der Seite von Frauke Petry, die gut zwei Jahre später die Partei verließ. Während das Verhältnis der beiden als angespannt galt, kam Meuthen mit dem späteren Co-Vorsitzenden Alexander Gauland lange Zeit gut zurecht. Das Verhältnis zwischen Meuthen und Tino Chrupalla, der jetzt alleine an der Spitze der Partei steht, war praktisch von Anfang an schwierig.
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