Historisch niedrige Zinsen und eine hohe Inflation bringen Sparer ins Schwitzen. Die Folge: Anleger müssen immer höhere Risiken eingehen, um Wohlstand aufzubauen. Ob das stimmt und welche Rolle neue Assetklassen wie Kryptowährungen dabei spielen, weiß Goran Maric, CEO der „Three Coins GmbH“.
Jeden Tag ist das Geld etwas weniger wert als am vorigen. Die Inflationsrate in Vorarlberg liegt aktuell bei 4,2 Prozent und ist damit so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig bringen klassische Spareinlagen - aufgrund der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) - seit Jahren praktisch keine Zinsen mehr. Das ist frustrierend und führt fast zwangsläufig zu der Frage, wie der Aufbau von Wohlstand in diesem Marktumfeld überhaupt noch gelingen kann?
Der 29-jährige Goran Maric (CEO Three Coins GmbH) sieht vor allem die junge Generation in einer herausfordernden Lage: „Mit den Mitteln unserer Großeltern wird es niemand mehr schaffen, sich ein Vermögen zu erarbeiten. Heutzutage muss man bereit sein, am Kapitalmarkt teilzunehmen.“
Finanzielle Bildung
Die Teilnahme setzt jedoch eine gewisses Grundwissen voraus. In der Schule wird dieses allerdings nicht vermittelt, weshalb Maric das Sozialprojekt „Three Coins“ ins Leben gerufen hat. Dabei geht es im Kern darum, junge Menschen und die Hand zu nehmen und in Sachen Finanzkompetenz zu stärken. Dahinter steckt die Überzeugung, dass ein guter Umgang mit Geld einer der größten Hebel für Selbstbestimmung, Chancengleichheit und eine gesunde Volkswirtschaft ist. „Wir versuchen, mit unseren Bildungsprojekten das ganze Spektrum abzudecken. Das fängt damit an, zu erklären, was Geld eigentlich ist, wie man ein Budget erstellt, es einhält und schließlich richtig investiert“, erklärt der Sohn bosnischer Einwanderer, der als Kind am Beispiel seiner Eltern hautnah miterlebt hat, wie belastend Geldsorgen sein können.
Der mangelhafte persönliche Umgang mit Geld ist der zweithäufigste Grund - gleich nach der Arbeitslosigkeit -, warum Menschen bei der Schuldenberatung landen. „Das veränderte Lebensumfeld hat die Problematik noch einmal verschärft. Geld wird heute vermehrt im digitalen Raum ausgegeben. Die ,psychische Schmerzschwelle‘ ist dort viel geringer, als wenn Bargeld über den Tresen geht“, erklärt der CEO. Er empfiehlt, unabhängig von der jeweiligen Anlagestrategie, drei bis sechs Netto-Monatsgehälter als Sicherheitsnetz für unerwartete Engpässe anzusparen.
Kryptowährungen
Doch wie können sich Anleger, welche die grundlegenden Hausaufgaben gemacht haben, nun ein Stück vom Wohlstandskuchen abschneiden? Immer wieder hört man von Menschen, die durch Investitionen in Bitcoin und Co. quasi „über Nacht“ zu Millionären geworden sind. Insbesondere die junge Generation scheint für den Ruf der digitalen Coins empfänglich zu sein. Dieser entpuppt sich allerdings nicht selten aus Sirenengesang: „Es existieren derzeit rund 13.000 Kryptowährungen, von denen unterm Strich nur ein Prozent eine tatsächliche volkswirtschaftliche Berechtigung hat“, warnt der Experte und verweist auf sogenannte „Bullshit-Coins“.
Diese würden teilweise nur wenige Tage bestehen und einem leeren Versprechen gleichen, weil die Herausgeber schnell und vor allem profitabel verkaufen wollen. Doch es gibt eben auch jenes eine Prozent an seriösen Kryptowährungen, zu denen Maric etwa die Projekte Ethereum, Ripple und Fortune zählt. Und so gelte trotz aller Risiken: „Zu einem breit aufgestellten Portfolio gehören heute auch Kryptos.“
Die Nachteile des Bitcoins
Die älteste und bekanntesten Kryptowährung, der Bitcoin, schafft es allerdings nicht in seine Auswahl langfristig aussichtsreicher Coins. Maric begründet dies mit der Blockchain-Architektur des Bitcoins, die keine Basis für sogenannte „Smart Contracts“ liefert. „Grundsätzlich muss jeder für sich die Fragen beantworten: Was ist der Mehrwert? Und wird dieser auch den angestrebten Anlagehorizont überdauern? Denn eines ist klar: Bei Kryptos handelt es sich um ein dezentrales, unreguliertes Ökosystem, dessen Vorteile - Geschwindigkeit, geringe Kosten und wenige Mittler - irgendwann durch Staaten und Institutionen kopiert werden“, lautet die Einschätzung von Maric.
Für ihn sind Krypto-Investments vor allem eines: Wetten, die man eingehen kann, wenn das Geld da ist. ETFs als „sichere Bank“Für den mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau empfiehlt er daher sogenannte „Exchange Traded Funds“ (ETFs), die einen bestimmten Aktienindex abbilden: „Hier können vor allem Jüngere mit relativ wenig Risiko und mit kleinen Raten langfristig vom Zinseszins-Effekt profitieren.“
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