Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp über die Coronapolitik, die Impfpflicht, Kickl als Bundespräsident und Außerirdische.
„Krone“: Herr Nepp, FPÖ-Chef Herbert Kickl droht eine Strafe, weil er sich bei einer Demo nicht an die Coronamaßnahmen gehalten hat. Gegen die Impfpflicht will er auch verstoßen. Heißt es nicht von der FPÖ immer: Wer in unserem Land leben will, hat sich an unsere Gesetze und Regeln zu halten?
Dominik Nepp: Ja, und wer Gesetze beschließt, muss auch die Verfassung einhalten. Und wenn die Gesetze der Verfassung widersprechen, das haben wir oft gesehen, dann bin ich mir sicher, dass auch Herbert Kickl das durchjudizieren wird. Und man wird sehen, wer recht behält. Er oder der Gesetzgeber.
Welche Note geben Sie Bürgermeister Michael Ludwig für seine Coronapolitik?
Ein Nicht genügend. Denn er hat mit seinen übertriebenen Maßnahmen den Wienern enorm geschadet. Jeder erinnert sich noch an den Oster-Lockdown, der dann gedauert hat bis Ende Mai.
Ich habe mir die Infektionskurve seit Beginn der Pandemie angesehen. Man sieht, dass nach jedem Lockdown die Welle gebrochen wurde und heruntergegangen ist. Scheint so, als würden sie Sinn machen.
Man sieht ständig Schwankungen. Es kommt eine große Welle, die bricht dann. Ob das jetzt mit den Lockdowns zusammenhängt, wird man am Ende der Pandemie sehen.
Welche Note geben Sie Herbert Kickl für seine Coronapolitik?
Einen Zweier, denn er hat inhaltlich recht, wenn er für Freiheit kämpft und sagt, dass Bürgerrechte nicht willkürlich beschnitten werden dürfen.
Würden Sie im Falle einer Corona-Erkrankung das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin einnehmen?
Ich glaube, wir führen hier ein solides Interview. Wir wiehern nicht, wir leben in keinem Stall, wir tragen keine Hufeisen, dementsprechend würde ich es nicht nehmen.
Ich halte solche Sachen wie das Tragen von Judensternen für unappetitlich und finde, dass ein berechtigtes Demonstrationsanliegen so konterkariert wird.
Dominik Nepp
Aber wie kann man jemanden einen Zweier geben, der dieses Mittel empfiehlt.
Na ja, er hat es ja nicht direkt empfohlen. Meine persönliche Meinung ist, dass grundsätzlich Ärzte Medikamente verschreiben sollten und nicht Politiker. Sonst halte ich es wie STS: Ich muss nicht alles, was wer sagt, immer hören.
Kickl hat in einem „ZIB2“-Interview die Situation von Schülern mit jenen von jüdischen Kindern zu Beginn des Nationalsozialismus verglichen. Hat er Ihrer Meinung nach Recht?
Ich halte jeglichen Vergleich mit dem Nationalsozialismus für unpassend.
Das heißt, Sie distanzieren sich auch von Menschen, die bei Corona-Demos einen Judenstern tragen?
Ich halte solche Sachen wie das Tragen von Judensternen für unappetitlich und finde, dass ein berechtigtes Demonstrationsanliegen so konterkariert wird.
Viele fordern, auch deswegen, ein Verbot dieser Demos.
Demonstrationen kann man nicht verbieten. Allerdings bleibe ich meiner Linie treu. Ich habe mich oft über Demonstrationen aufgeregt und würde es auch jetzt besser finden, wenn Demos ausschließlich auf dem Heldenplatz stattfinden und nicht Verkehrsadern oder Einkaufsstraßen lahmlegen.
Also Herbert Kickl soll mit den Corona-Gegnern auf dem Heldenplatz demonstrieren?
Das ist mein Vorschlag.
Die Bundesregierung lockert die Maßnahmen. Das müsste Ihnen doch gefallen.
So erspare ich mir nun die Boosterimpfung. Bei 400.000 Personen (Anm.: offiziell ist bislang von 320.000 Betroffenen die Rede) läuft mit 1. Februar das Pickerl ab, auch bei mir. Ab 19. Februar gilt 3G. Entweder verschiebe ich meinen Skiurlaub oder fliege nach London, da gibt es nicht einmal die Maskenpflicht.
Sie sind, wie er, gegen die Impfpflicht. Mit den gleichen Argumenten wie Ex-Bundessprecherin Madeleine Petrovic von den Grünen. Passt politisch zwischen Ihnen beiden kein Blatt Papier mehr?
Grundsätzlich muss ich sagen, ich schätze Frau Petrovic auch aufgrund des Tierschutzes. Sie hat ja auch das Goldene Wienerherz bekommen, das war damals die Ehrung des Wiener Vizebürgermeisters der FPÖ.
Ohne der Intervention der nicht amtsführenden Stadträte, also von mir, hätte es kein Wiener Gesundheitsbudget gegeben.
Dominik Nepp
Anderes Thema. Wien wird immer teurer. Wo soll die Stadt sparen?
Bei der Mindestsicherung für Nichtstaatsangehörige, also bei Nichtösterreichern. Das würde 600 Millionen bringen. Wenn man dann noch die ganzen Bauskandale abziehen würde, die über Jahrzehnte herrschen, hätte man schon die eine oder andere Milliarde herinnen.
Man könnte auch bei Ihnen sparen. Sie sind nicht amtsführender Stadtrat und verdienen rund 10.000 Euro pro Monat. Was arbeiten Sie für das Geld?
Ohne der Intervention der nicht amtsführenden Stadträte, also von mir, hätte es kein Wiener Gesundheitsbudget gegeben. Denn Stadtrat Hacker hat sich zur damaligen Hochzeit der Pandemie um Nullen verblümelt und hätte nur 1800 Euro bereitgestellt fürs Gesundheitspersonal.
Kommen wir zu Ihrer Partei. Wäre Herbert Kickl ein geeigneter Bundespräsident?
Das besprechen wir intern. Das werden wir sehen, sobald es eine Entscheidung gibt.
Ein „Ja selbstverständlich“ war das jetzt nicht gerade.
Die Frage ist auch, ob er es will. Das muss man intern erst besprechen.
Als Politiker muss man ständig dämliche Fragen beantworten. Ich hätte zum Abschluss ein paar für Sie. Wenn Sie es könnten, wen würden Sie mit einer Voodoo-Puppe quälen?
Eigentlich niemanden. Ich bin kein Sadist.
„Star Trek“ oder „Star Wars“?
„Star Wars“.
Also Ausländer gut, solange sie von anderen Planeten kommen?
Oder auf anderen Planeten bleiben!
Weil Tiervergleiche momentan so beliebt sind: Mit welchem Tier würden Sie sich vergleichen?
Mit keinem. Ich halte solche Vergleiche für sinnlos, vor allem wenn dafür viel Steuergeld ausgegeben wird.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Griechische Sagen mit meiner Tochter für die Schularbeitsvorbereitung.
Ihr Parteikollege aus Niederösterreich gab auf diese Frage zuletzt „Mein Kampf“ von Adolf Hitler an. Jemals gelesen?
Nein, nie. Das werde ich auch nicht.
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