Acht Prozent der Landsleute leiden unter krankhafter Schlaflosigkeit. Die Pandemie hat unser Verhalten beim Zubettgehen verändert. Die „Krone“ sprach mit einem Experten über die Tücken des modernen Lebensstils.
Guter Schlaf ist ein Traum - aber nicht allen gegeben. Laut einer Studie der MedUni Wien leiden acht Prozent der Österreicherinnen und Österreicher unter krankhafter Insomnie (Schlaflosigkeit). Noch einmal so viele haben zumindest ein chronisches Schlafdefizit. Wen es beruhigt: Die Werte entsprechen internationalen Zahlen.
Moderner Lebensstil fördert Störungen
Der deutsche Schlafmediziner Prof. Helmut Teschler spricht von einem „Zeichen der Zeit“. „Höher, schneller, weiter - der moderne Lebensstil fördert Schlafstörungen. Das ist der Preis, den wir zahlen“, meint der Wissenschaftler. Teschler ist Mitinitiator der neuen Tiroler Online-Schlafplattform Dreep. Diese hat eine Umfrage durchgeführt, an der in wenigen Tagen mehr als 1300 Personen teilnahmen. Sie schilderten ihre Probleme mit der nächtlichen Entspannung (siehe Grafiken unten).
Dass sich bei 25 Prozent der Befragten das Schlafverhalten seit Ausbruch der Pandemie deutlich verschlechtert hat, ist für Mediziner Teschler keine Überraschung: „Vielen kommt der so wichtige Rhythmus abhanden. Denken wir nur an junge Leute, die lange Zeit nicht in der Schule waren. Daheim ist das Sofa die Schulbank. Da nickt man schon mal ein. Und am Abend fehlt dann die Müdigkeit.“ Alles kein Drama, wenn sich der Rhythmus nach einigen Wochen wieder normalisiert. Finden Menschen jedoch über Monate in der Nacht keine Ruhe, wird es kritisch. Schlechter Schlaf ist Stress pur für den Körper und kann massive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Bluthochdruck, Herz-Rhythmus-Störungen oder eine gestörte Insulinproduktion gehören zu möglichen Folgen. Auch Demenz wird mit lang anhaltenden Schlafstörungen in Verbindung gebracht.
Nur wenige gehen der Ursache auf den Grund
Es ist ein Teufelskreis: Wer lange Zeit schlecht schläft, wird krank. Wer krank ist, schläft schlechter. Fachleute appellieren eindringlich, der Ursache auf den Grund zu gehen. „Nur jeder Zweite mit krankhaften Schlafproblemen holte sich professionelle Hilfe“, zitiert Forscher Stefan Seidel von der MedUni Wien eine weitere Erkenntnis aus der besagten Erhebung.
Laut Umfrage suchten zehn Prozent Rat beim Arzt. Bei der Ursachenforschung können Schlaflabors helfen. Dabei werden Gehirn-, Augen- und Muskelaktivität gemessen, Einschlaf- und Aufwachzeiten erfasst und so ein Schlafprofil erstellt. Auch virtuelle Schlaflabors gibt es mittlerweile - die Analyse findet nicht in der Klinik, sondern zu Hause statt. Darin sieht Mediziner und Techniker Teschler die Zukunft. Die digitale Welt kann uns also den Schlaf rauben - sie kann aber auch dabei helfen, ihn wiederzufinden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.