Befüllen nicht möglich

Hacker legen deutschen Tankstellenzulieferer lahm

(Bild: Oiltanking GmbH)

Hacker haben offenbar die Computersysteme des deutschen Tankstellenzulieferers Oiltanking lahmgelegt. Tankwagen können einem Bericht nach derzeit nicht mehr befüllt werden. Von dem Ausfall betroffen ist demnach auch der Mineralölkonzern Shell.

Oiltanking bestätigte am Montag gegenüber dem „Handelsblatt“, Opfer eines Angriffs von Cyberkriminellen geworden zu sein. Betroffen von der Attacke sei zudem der Mineralölhändler Mabanaft, wie Oiltanking ein Tochterunternehmen der Hamburger Firmengruppe Marquard & Bahls.

Das volle Ausmaß des Vorfalls sei noch unklar, zitierte die Zeitung aus einem Schreiben von Oiltanking an seine Geschäftspartner. „Wir arbeiten daran, das Problem gemäß unseren Notfallplänen zu lösen.“ Mit Spezialisten werde eine Untersuchung durchgeführt. Betroffen sei unter anderem die Be- und Entladung der Tanklager.

In Deutschland betreibt Oiltanking dem Bericht zufolge insgesamt 13 Tanklager, zu den Kunden gehören mittelständische Unternehmen, aber auch der Großkonzern Shell. Der ließ auf Anfrage des Blatts wissen, dass mögliche Auswirkungen auf die eigenen Versorgungsketten „zum gegenwärtigen Zeitpunkt über alternative Ladepunkte ausgeglichen werden“ könnten.

„Ideales Ziel für Kriminelle“
„Oiltanking und Mabanaft mögen zwar keine bekannten Marken sein, aber ihre Dienste werden von vielen führenden Unternehmen wie Shell genutzt, was sie zu einem idealen Ziel für Kriminelle macht, die ihren Aktionsradius erweitern und ihren Einfluss bei der möglichen Forderung von Lösegeld erhöhen wollen. Während Unternehmen ihre Verteidigung gegen direkte Netzwerkangriffe verbesserten, verlagerten Hacker ihren Fokus auf das schwächste Glied, indem sie die Supply-Chain ausnutzten, um sich entweder über Backdoors Zugang zu IT-Systemen zu verschaffen, Malware zu verbreiten oder einfach nur Unterbrechungen in der Lieferkette selbst zu verursachen“, kommentierte Torsten George vom IT-Security-Anbieter Absolute Software.

Die Beeinträchtigung von Elementen der Versorgungskette für Brenn-, Heiz- und Treibstoffe während der Wintersaison gefährdet potenziell die Sicherheit und das Wohlergehen der Menschen.

Andreas Riepen, Vector AI

Andreas Riepen vom IT-Sicherheitsunternehmen Vectra AI fügte hinzu: „Die Beeinträchtigung von Elementen der Versorgungskette für Brenn-, Heiz- und Treibstoffe während der Wintersaison gefährdet potenziell die Sicherheit und das Wohlergehen der Menschen. Diese Art von Angriffen unterstreicht die sehr ernsten Risiken, die von Kriminellen für grundlegende Teile lebenswichtiger Dienste und Infrastrukturen ausgehen. Wir hoffen inständig, dass es nur zu minimalen Störungen kommt. Zugleich hoffen wir, dass Unternehmen in die Resilienz investieren, die notwendig ist, um gegen solche Bedrohungen widerstandsfähig zu sein und sich davon schnell zu erholen.“