Die Kritik an kostenlosen Corona-Tests nimmt zu: Politiker und Experten fordern ein Ende. Es ist ein teils emotionales Ringen.
Mitten in der Omikron-Welle wird von zahlreichen Politikern die Teststrategie kritisiert. Vor allem die enormen Kosten bereiten Sorge. 1,7 Milliarden Euro gab das Gesundheitsministerium 2021 für Antigen- und PCR-Tests aus. In dieser Summe sind die Schul- und Betriebstestungen noch gar nicht einberechnet. NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker forderte schon im Herbst kostenpflichtige Tests. „Der Staat zahlt jetzt Ungeimpften den Test, damit sie dann im Gasthaus drauf anstoßen können, dass sie auf die Impfpflicht pfeifen.“
Auch der steirische Landeschef Hermann Schützenhöfer (ÖVP) plädiert für das Ende der Gratistests. Sein oberösterreichischer Kollege Thomas Stelzer (ÖVP) will die Teststrategie überdenken, wenn die Lage in den Spitälern stabil bleibt. Ein Vorschlag von Peter Lehner (Sozialversicherungsträger): „Tests sollen unterschiedlich verrechnet werden. Geimpfte, die ein Zertifikat für 2G-plus brauchen, sollen einen Maximalbetrag der Rezeptgebühr (6,65 Euro) bezahlen. Ungeimpfte sollen Vollkosten von 30 bis 60 Euro zahlen.“
Kostenpflichtige Tests für Ungeimpfte sind sinnvoll. Generell wird bei uns zu viel und nur ziellos getestet. Das ist sehr teuer und bringt zu wenig.
Gerald Gartlehner, Epidemiologe
Wien hält am aktuellen kostenlosen Angebot fest
Widerstand kommt aus Wien. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat derzeit kein Verständnis für kostenpflichtige Tests. Auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ist vorsichtig: „Wir sind mitten in der Omikron-Welle. Wir brauchen einen guten Überblick und niederschwelligen Zugang zu Tests. Die werden jedenfalls bis Ende März kostenfrei bleiben.“ Darüber hinaus werde evaluiert. Regierungskollege Magnus Brunner (Finanzminister, ÖVP) ist offensiver. Zumal auch in den meisten anderen Ländern für Tests bezahlt werden muss. Brunner denkt sehr wohl an ein Ende der Gratistests für Ungeimpfte.
So wie Epidemiologe Gerald Gartlehner: „Mit 3G ist die Situation skurril, weil die Regierung jenen, die sich nicht ans Impfgesetz halten, gratis Tests zur Verfügung stellt, um damit einkaufen oder in die Gastro gehen zu können.“ Insofern wäre die Einführung von kostenpflichtigen Tests für alle ohne Grünen Pass sinnvoll. Generell werde in Österreich zu viel und nur ziellos getestet. Dies sei sehr teuer und habe auf die Omikron-Welle wohl nur minimalen Einfluss.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hält fest: „Kostenlose Tests lassen das Impfen weniger dringend erscheinen.“ Die Tests aber würden bei privaten Treffen Sicherheit geben und helfen, Infektionen frühzeitig zu entdecken. Der Ökonom plädiert daher für einen Preis „nahe an den Selbstkosten und einen möglichst unbürokratischen Zugang“.
Letzteres könnte zum großen Problem werden. Besser gesagt, dürfte es bleiben.
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