Der aktuelle Cayenne Turbo ist 180 Kilo leichter als sein Vorgänger, wiegt aber immer noch 2.170 Kilo. Und das, obwohl er in alle Richtungen ein paar Zentimeter gewachsen ist. Diese gewaltige Masse hat Porsche extrem schlank verpackt. Leider ist bei der Schlankheitskur das Heck ziemlich japanisch geraten. Sonst ist die Linie ziemlich rasant, nur die Front erstickt ein wenig in Plastik. Und mit dem Gnubbel des Abstandstempomaten könnte man ihn glatt für eine Radarfalle halten.
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Apropos: Der Cayenne Turbo ist eine durch Radarfallen besonders gefährdete Art. Er lässt sich ganz enspannt in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h wuchten. Maximal sind 278 km/h drin. Die Technik sorgt mit aller Macht dafür, dass man möglichst nichts vom Gewicht mitkriegt: aktive Wankstabilisierung, adaptive Luftfederung, variable Antriebsmomentenverteilung an der Hinterachse – vor allem in Sportstellung und mit abgesenktem Karosserieniveau ist der Cayenne fast schon wieselflink – und gern schneller, als die Polizei erlaubt.
Es geht komfortabler als "Comfort"
Komfortabel geht aber auch: Wenn die Fahrbahn schalte man Fahrwerk und Niveau auf "Normal", dann lernt der Cayenne zu gleiten. Auf "Comfort" zu schalten meide ich eher, denn in dieser Stellung wird's nicht komfortabler, sondern schaukelig, wenn der Fahrbahnbelag holprig ist. Für eventuelle Ausflüge auf groben Feldwegen oder gar im Gelände lässt dich die Bodenfreiheit erhöhen.
Die serienmäßige Achtgang-Tiptronic schaltet sportlich zügig und meistens weich, nur wenn man die Pferdchen loslässt, haut sie einem den nächsten Gang etwas kräftiger ins Kreuz, vor allem den vierten. Wahlweise wird per Knopfdruck am Lenkrad geschaltet, man sollte besser den Aufpreis für echte Paddles drauflegen. Die Höchstgeschwindigkeit wird im 6. Gang erreicht, der siebte und achte sind reine Vernunftfahrstufen. Auch eine Form von Luxus.
Erstaunlich leise unterwegs
Der Sound hält sich vornehm zurück. Aus der vierflutigen Auspuffanlage kommt kein aufdringliches Röhren, es ist eher ein böses Surren. Wenn man ihn fordert, spricht der V8 natürlich eine deutlichere Sprache, aber auch die bleibt gedämpft. Wenn man stehen bleibt, wird's richtig leise: Start-Stopp-Automatik serienmäßig. Das soll dem Verbrauch gut tun. Ich komme im Schnitt auf gut 15 Liter pro 100 Kilometer. Für adäquate Reichweite ist gesorgt, der Tank fasst 100 Liter. Und für die weite Reise ist der Cayenne auch durchaus geeignet, man sitzt gut hier.
Der Innenraum ist gediegen und luxuriös, er orientiert sich am Panamera. Praktisch geht's hier allerdings nicht zu. Die Armaturenkonsole ist übersichtlich wie eine Knopferlziehharmonika. Wer sich hier auskennt, kann auch ein Flugzeug fliegen. Es ist in diesem Luxusschiff aber auch einiges unterzubringen: Presets für das adaptive Fahrwerk, Niveauregulierung, Vier-Zonen-Klimaautomatik mit getrenntem Gebläse, Navigationssystem, Sechsfach-CD-/DVD-Wechsler, TV-Tuner, 4,8-Zoll-Display, Abstandstempomat, ich könnte hier fast endlos aufzählen. Skurril ist der Kompass mit Höhenmesser, in diesem Power-Sport-SUV wäre eher eine Stoppuhr angebracht.
Der Kofferraum hat mit 670 Liter ordentlich Platz zu bieten. Die Rücksitzbank ist 40/20/40 umklappbar und erweitert den Stauraum auf bis zu 1.700 Liter.
Bei allem Luxus: Störgeräusche im Detail
Ablageflächen sind dagegen Mangelware: zwei Getränkehalter und ein kleines Fach zwischen den Sitzen, das hier auch noch von der Handyhalterung verbaut ist. Ganz ehrlich: Das hat nichts mit Luxus zu tun, sondern ist einfach nur ärgerlich bei all dem Überfluss. Um 180.000 Euro will ich meine Sonnenbrille irgendwohin legen können, ohne in Bedrängnis zu geraten.
Und weil ich gerade beim Meckern bin: Das Auto hier hat ein schlüsselloses Zugangssystem, was super ist, aber keinen Startknopf. Sondern: Eine fest eingebaute Schlüsselattrappe! So einen Firlefanz hat der Cayenne eigentlich nicht verdient.
Okay, das sind Kleinigkeiten. Der Porsche Cayenne Turbo ist ganz einfach ein Hammer-Auto. Je nach Einstellung sehr sportlich oder sehr komfortabel, mit einem echt argen Motor und inzwischen auch viel Platz. Und trotzdem: Für mich ist Porsche und SUV immer noch ein Widerspruch.
Stephan Schätzl
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
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