Jetzt ist der deutsche Künstler Jonas Kaufmann „Kammersänger“, und seit Kurzem hat er auch unsere Staatsbürgerschaft angenommen. Der „Krone“-Talk.
Wieder mal ein Coup von Staatsoperndirektor Bogdan Roščić. Denn aktuell brilliert Jonas Kaufmann mit seinen Kollegen Lisa Davidsen und Bryn Terfel in Benjamin Brittens „Peter Grimes“ auf seiner Bühne. So auch am Mittwoch, als dem gebürtigen Deutschen der Titel „Kammersänger“ verliehen wurde. Für den 52-jährigen Star-Tenor quasi ein Heimspiel . . .
. . . was heißt hier eigentlich „quasi“. Es war eine Heimpartie, denn der bayerische Publikumsliebling ist längst Wiener und Österreicher im Herzen und seit Kurzem auch mit der dazugehörigen Staatsbürgerschaft ausgestattet: „Es ist mir schon vor Jahren mal angetragen worden. Nachdem ich mittlerweile noch mehr Schwerpunkte nach Österreich gelegt habe, wurde es wieder Thema.“
Heißt konkret? „Ich habe den Pass noch nicht in den Händen, aber ich habe die Urkunde bereits gesehen. Also könnte man sagen, ja.“ Na, dann herzliche Gratulation! Also zumindest irgendetwas Erfreuliches in einer Phase, in der wir allesamt nicht wirklich viel zum Lachen haben.
„Homeoffice nützt in unserem Beruf nichts“
Das trifft auch auf Weltstars wie Jonas Kaufmann zu, denn Entbehrungen gab und gibt es wegen der Pandemie auch für ihn: „Es sind natürlich viele Sachen. Es ist in erster Linie das Publikum, ganz klar. Wenn man plötzlich Musik macht, ohne dass jemand dabei ist und ohne eine Reaktion, ist es so unglaublich anders. Man spürt es auch bei sich selber.“
Wie er das meint? „Bei meinem allerersten Konzert, das ich so gemacht habe, da ist es mir ähnlich gegangen wie den Fußballern, die bei den ersten Spielen gesagt haben, dass es sich wie ein Training anfühlt und man sich nicht so richtig motivieren kann.“ Hinzu komme, „unser Beruf ist nun einmal extrem vom Reisen abhängig, weil wir nicht von zu Hause arbeiten können. Homeoffice nützt uns herzlich wenig.“
„Kann mir Auszeit und ein Vergraben nicht leisten“
Hoch rechnet er unserem Staat an, dass Künstler unterstützt werden. Denn viele hatten das bitter nötig: „Ich hatte keine finanziellen Ängste. Ehrlich, da gibt es wirklich ganz andere Schicksale“, sagt er dankbar und vor allem realistisch im „Krone“-Talk.
Er sieht es als eine Art „Verpflichtung“, trotz erschwerter Bedingungen aufzutreten: „Ja, ich meine, das ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Aber ich glaube schon, weil ich das Sprachrohr oder Aushängeschild dieser Branche bin, kann ich es mir nicht leisten kann, dass ich sage, ich mache eine Auszeit und vergrabe mich. Und dann warte ich, dass sich der Staub gelegt hat und alles wieder so ist, wie es einmal war.“
Ach ja, und der Kammersängertitel, der bedeutet ihm natürlich viel, wie er im Gespräch mit ADABEI unterstrich: „Ich freue mich wahnsinnig. Man geht jeden Tag, wenn man in der Staatsoper probt, den Gang entlang und sieht die Bilder aller großen Sänger. Und es ist natürlich unglaublich, in diesen Kreis aufgenommen zu sein, keine Frage. Egal, ob mit österreichischem oder deutschem Pass.“
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