Während der Entsorgungsbeirat auf Bundesebene noch an einem „Partizipationskonzept“ für etwaige Atomendlager-Standorte arbeitet, gibt es aus dem Waldviertel schon eine Antwort: „Nein!“ Zwar sieht man den Bedarf für eine Lösung bei medizinischem Abfall, doch will man keine positiven Signale nach Tschechien senden.
Atommüll gelagert im Waldviertler Granit. Eine schreckliche Vorstellung, die man im hohen Norden so sicher nicht hinnehmen will. Am vergangenen Wochenende haben sich bereits die ÖVP-Mandatare Hannes Schmuckenschlager und Martina Diesner-Wais, wie berichtet, gegen etwaige Pläne ausgesprochen, und auch jetzt ist die Stimmung vor Ort durchwegs ablehnend. Fakt ist aber, dass der Entsorgungsbeirat künftig auch an einem Partizipationskonzept für die Bevölkerung arbeitet. Entsprechende Informationen und Empfehlungen sollen dann im Fall der Fälle zeitnah an den jeweiligen Standorten kommuniziert werden.
Dubiose Vorgänge in Tschechien
Schmuckenschlager legt daher nach: „Wir werden bestimmt kein Atommülllager im Waldviertel akzeptieren. Hier darf sich der Entsorgungsbeirat schon etwas Neues einfallen lassen“, erklärt der schwarze Umweltsprecher. Hintergrund der ablehnenden Haltung sind die dubiosen Vorgänge im Nachbarland Tschechien. Bisher wird dort der Atommüll an den AKW-Standorten Temelín und Dukovany gelagert, doch für die ferne Zukunft sind bereits vier Endlager-Standorte samt mehrerer Reservestandorte, vorrangig im Granitgebiet, ins Auge gefasst worden. Sollte man sich nun auch für ein Endlager im Waldviertel entscheiden – sei es auch nur ein Lager für leicht radioaktiven Abfall von Medizin und Forschung – wäre wohl der Kampf gegen die tschechischen Pläne in Grenznähe obsolet und die „Büchse der Pandora“ geöffnet.
Wiener Ökologieinstitut (!) schlug Zwentendorf vor
Inzwischen tauchte aus Archivtiefen ein heute skurril anmutender Brief auf. „Ausgerechnet ein Ökologieinstitut plädierte 1991 vergeblich beim damaligen ÖVP-Minister Wolfgang Schüssel, Landeschef Siegfried Ludwig und dessen Vize Erwin Pröll dafür, dass radioaktive Abfälle in Zwentendorf gelagert werden sollten. Und zwar sogar an der Oberfläche“, so EVN-Historiker Stefan Zach schmunzelnd.
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