Neuer US-Bericht

Lösen elektronische Signale „Havanna-Syndrom“ aus?

Ausland
02.02.2022 23:07

Die USA sind der Klärung der mysteriösen Krankheit namens Havanna-Syndrom ein Stück nähergekommen. Einige der 1000 US-Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter, die davon betroffen sind, könnten elektromagnetischen Energieimpulsen ausgesetzt worden sein, heißt es in einem Bericht an die Leiter der US-Geheimdienste. „Elektromagnetische Impulsenergie, insbesondere im Radiofrequenzbereich, erklärt plausibel die Ohrenschmerzen, den Schwindel und andere Symptome.“ Was oder wer genau die Ursache dafür sein soll, wurde im Bericht aber nicht geklärt. Das schürt nicht nur die Frustration bei den betroffenen Beamten, sondern auch die Spekulationen über einen Angriff feindlicher Geheimdienste.  

Die Beschwerden wurden erstmals 2016 von US-Diplomaten in der kubanischen Hauptstadt gemeldet - daher der Name. Fälle wurden später in Russland, China, Tadschikistan und einigen afrikanischen Ländern gemeldet. Auch aus Österreich gab es entsprechende Berichte. Das Expertengremium, das von der Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines und dem stellvertretenden CIA-Direktor David Cohen einberufen wurde, stellte fest, dass die Symptome auf der Grundlage von medizinischen Berichten und Gesprächen mit Ärzten und Opfern „echt und überzeugend“ seien.

Die Kombination von Symptomen bei einem Teil der Opfer lasse „sich nicht ohne weiteres durch bekannte Umwelt- oder medizinische Bedingungen erklären“, so das Gremium in seinem Bericht. Auch psychosoziale Faktoren wie Stress und Depressionen könnten nicht allein für das Havanna-Syndrom verantwortlich sein. Stattdessen könnte „gepulste elektromagnetische Energie“ die Ursache sein.

US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines will die Hintergründe der zahlreich auftretenden Krankheitserscheinungen aufklären. (Bild: APA/AFP/POOL/Graeme Jennings)
US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines will die Hintergründe der zahlreich auftretenden Krankheitserscheinungen aufklären.

„Verdeckbare Energiequellen als Urheber?
Dabei bestehen laut dem Gremium noch „Informationslücken“, aber es gebe mehrere plausible Möglichkeiten, wie die Energie erzeugt worden sein könnte, „jede mit ihren eigenen Voraussetzungen, Einschränkungen und Unbekannten“. So gebe es Quellen, die „verdeckbar sind und einen moderaten Energiebedarf haben“, heißt es in dem Bericht. „Unter Verwendung von Nicht-Standard-Antennen und -Techniken könnten die Signale mit geringem Verlust“ durch die Luft und Baumaterialien übertragen werden.

Personen, die versehentlich elektromagnetischen Energiesignalen ausgesetzt waren - zu denen Radiowellen, Mikrowellen und Röntgenstrahlen gehören - haben über „Empfindungen“ berichtet, die den Symptomen ähneln, die von den Opfern des Havanna-Syndroms berichtet werden, so der Bericht. Auch Ultraschall könnte für die Symptome verantwortlich sein, allerdings nur, wenn sich das Opfer in unmittelbarer Nähe des Strahls befand, „da sich Ultraschall nur schlecht durch die Luft und Baumaterialien ausbreitet“, heißt es weiter.

Bericht geht nicht auf mögliche Verantwortliche ein
Auf mögliche Verantwortliche für solche Signale ging der am Mittwoch veröffentlichte Bericht nicht ein. „Wir haben uns nicht mit der Schuldzuweisung an einen ausländischen Gegner oder Akteur befasst. Wir haben uns an den kausalen Mechanismus gehalten“, sagte ein mit dem Bericht vertrauter US-Geheimdienstmitarbeiter gegenüber Reportern. Ein CIA-Zwischenbericht vom 20. Jänner kam aber zu dem Schluss, dass es unwahrscheinlich ist, dass Russland oder ein anderer ausländischer Gegner hinter den meisten der sogenannten „anomalen Gesundheitsvorfälle“ steckt. In dem CIA-Bericht hieß es, dass von den 1000 Fällen etwa zwei Dutzend ungeklärt blieben.

Der jetzt vorliegende Bericht enthält Empfehlungen zum Verständnis, zur Vorbeugung und zum Umgang mit den Beschwerden, einschließlich der Erfassung und Koordinierung von Vorfällen und medizinischen Daten innerhalb der US-Regierung. Den betroffenen derzeitigen und ehemaligen US-Beamten fehlt aber weiterhin eine klare Erklärung für ihre chronischen Beschwerden.

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