Nach zwei Erfolgsalben wagen die Wienerwald-Austropopper Edmund mit dem Drittwerk „Fein“ den Sturm auf die Chartspitze. Wie sich das Songwriting in der Pandemie anfühlte, wie nervös man vor dem ersten Auftritt in der Wiener Stadthalle ist und was das alles mit einem Tattoo an einer delikaten Stelle zu tun hat, das erzählen uns Markus Kadensky und Roman Messner im großen „Krone“-Gespräch.
Peter Cornelius, Wolfgang Ambros, Wilfried, einst Rainhard Fendrich - und jetzt auch noch Edmund. Der Westen Wiens ist so etwas wie die Hochburg des Austropop, dort sprießen Erfolge wie Schwammerl aus dem Boden. Letztgenannte sind erst seit fünf Jahren vereint, doch ihre beiden Alben „Freindschoft“ (2018) und „Leiwand“ (2020) haben die österreichischen Charts im Sturm erobert und das Duo Markus Kadensky und Roman Messner landesweit bekannt gemacht. Für „Leiwand“ gab es im Vorjahr dann auch noch den Amadeus für das „Album des Jahres“ - pandemiebedingt freilich ohne Party. „Es war eine Feier im sehr kleinen Rahmen“, lacht Kadensky im „Krone“-Gespräch, „es ist natürlich ein Wehmutstropfen, diesen Erfolg nicht feiern zu können, aber die Freude überwiegt. Wir waren insgesamt dreimal nominiert und haben tatsächlich einen gewonnen.“
Diskurs über alles
Edmund, benannt nach beider großem Held Edmund „Mundl“ Sackbauer, kommen eigentlich aus dem Rock- und Hardcore-Bereich, haben sich im Austro-Segment zusammengefunden. Messner war Gitarrist und Sänger bei All Faces Down, Kadensky versuchte sich als Frontmann bei Bands wie Climax oder Freilaut. „Wir haben ,Freindschoft‘ als ersten Song zusammen aufgenommen. Einer meiner besten Freunde kam bei mir vorbei, hat reingehört und sofort gemeint, dass die Nummer einfach funktionieren muss. Natürlich war auch Glück dabei und der Zeitpunkt hat gepasst, aber wir haben auch perfekt zusammengearbeitet.“ Bei Kadensky und Messner entsteht alles im Diskurs. Man könne weder musikalisch, noch inhaltlich genau festmachen, wer wo seine Finger im Spiel hat. „Bislang haben wir 37 Lieder veröffentlicht und jedes entsteht anders“, erklärt Messner, „man lernt sich zu mögen und miteinander umzugehen. Kleinere Streitereien lösen sich am Ende immer in Wohlgefallen auf.“
Mit „Ham kummst“ haben Seiler und Speer 2015 nicht nur den Austropop wieder ins Rampenlicht gerückt, sondern auch das Prinzip des Duos prominent gedeihen lassen. Davon können Pizzera & Jaus und eben Edmund ein Lied singen. „Jeder kocht seine eigene Suppe und hat seinen Erfolg damit, das ist total legitim“, erklärt Kadensky, „wir haben sie auch schon alle kennengelernt und es war ein sehr witziges, nettes Miteinander.“ Die Pandemie haben Edmund einstweilen produktiv genützt, um das dritte Album „Fein“ einzuspielen. Ein heißer Kandidat für die erstmalige Eroberung der heimischen Chartspitze. „Es gibt 14 feine Filetstücke Musik zu hören“, lacht Messner. Kadensky fügt hinzu: „Nach zwei Alben wollten wir unbedingt wieder sehr bunt werden. Die Range reicht von Balladen bis hin zu deftigen Rocksongs. Wir stehen nicht so darauf, zwei Singles zu machen und mit dem Rest ein Album zu füllen. Wir sind erst zufrieden, wenn jedes Lied eine Geschichte erzählt.“
Ganz normale Typen
Wie schon auf den erfolgreichen Vorgängeralben setzen Edmund bei „Fein“ auf Geschichten aus dem Leben, thematische Zugänglichkeit und viel Authentizität. „Ich war 15 Jahre lang Vertreter bei der Brauunion und dann für Hirter“, blickt Kadensky zurück, „das war ein ehrlicher Beruf und man lernt die unterschiedlichsten Leute kennen. Roman ist seit acht Jahren bei der Berufsfeuerwehr. Wir sind ganz normale Typen und unsere Geschichten sind die gleichen wie von anderen Leuten.“ Das Erfolgsgeheimnis Edmunds resultiert einerseits aus dem unterschiedlich konnotierten, zweistimmigen Gesang, den ehrlichen und hemdsärmeligen Songtexten und der musikalischen Zugänglichkeit. Die Balladendichte ist etwas höher als auf den Vorgängeralben, mit „Zuhause“ gibt es sogar einen Love-Song zu erforschen. Ansonsten sehnt man sich nach Freiheit zurück („Sog ma wonn“), zeigt sich versöhnlich („Fehler san menschlich“) oder wünscht sich hier und da eine „Auszeit“ vom realen Leben.
„Ich will das deppate Kastl nicht immer bei mir haben und erreichbar sein“, lacht Messner, „Festnetztelefone waren schon toll. Wenn man mal unterwegs ist, ist man halt einmal unterwegs.“ Nostalgische Strömungen ziehen sich durch das gesamte Album, von politischen oder gesellschaftskritischen Botschaften nehmen Edmund bewusst Abstand. „Wir wollen uns keinen Gruppierungen anschließen, sondern einfach zum Nachdenken anregen. Was können wir besser machen? Wo läuft die Gesellschaft in eine falsche Richtung? Einfach zwischendurch reflektieren und Chancen erkennen, die Welt ein bisschen besser zu machen.“ Fast kurios, dass die Band gerade in den Jahren der Pandemie die „Beste Zeit“ besingt. „Man muss die Dinge annehmen, so wie sie sind. Das Lied selbst ist aber eher nostalgisch ausgerichtet. Es geht um das Umgehen mit dem Älterwerden und dem Irrglauben, dass früher die beste Zeit gewesen wäre. Wenn man sich das aber genauer vor Augen hält, dann liegt diese Zeit erst vor einem.“
Auf in die Stadthalle
Wie alle Musiker haben auch Edmund nun den dringenden Wunsch, so schnell wie möglich auf die Bühne gehen zu können. „Wir mussten die letzten beiden Jahre fast alles absagen, weshalb die kommende Tour auch ,Feinste Leiwand‘-Tour heißt. Sie verbindet unsere beiden neuesten Alben. Mir sind mit einer fünfköpfigen Band unterwegs und planen aus unseren Werken eine Setlist, die 90 bis 105 Minuten dauern und alle Emotionen abdecken soll.“ Absolutes Highlight wird freilich die für den 16. April geplante Show in der Wiener Stadthalle. Bislang sind schon rund 7.500 Tickets für das Event verkauft. „Ich habe unserem Manager 2017 nach dem ersten Treffen gesagt, wenn er uns in die Stadthalle bringt, dann tätowiere ich mir sein Gesicht auf den Hintern“, lacht Messner, „für dieses Opfer zahle ich jetzt gerne.“ Unter www.oeticket.com bekommen Sie die Konzerttickets und finden alle Termine für die einzelnen Shows.
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