„Ergib dich!“
So lief der US-Einsatz gegen IS-Anführer in Syrien
Im Norden Syriens ist den USA ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gelungen. Bei einem nächtlichen Einsatz von Spezialeinheiten wurde der IS-Anführer Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi getötet, doch auch 13 Zivilisten fielen der Operation zum Opfer. Nun wurden Details des Einsatzes der US-Kommandotruppen bekannt.
So wurde der Machthaber laut „Daily Mail“ von Informanten an die USA verraten, als er die Kontrolle über den kürzlich erfolgten syrischen Gefängnisaufstand übernahm. Der irakische Geheimdienst habe daraufhin dessen Aufenthaltsort ermittelt. Am 3. Februar um etwa 1 Uhr früh hätten schließlich 24 Spezialeinsatzkräfte das dreistöckige Haus inmitten von Olivenhainen in der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei umstellt und die Bewohner per Megafondurchsage aufgefordert, das Gebäude zu verlassen.
Augenzeuge schildert Einsatz
„Ein Mann sprach auf Englisch und ein Übersetzer schrie die Frau im Haus auf Arabisch an, mit einem irakischen Akzent“, so Augenzeuge Mahmoud Shehadeh zur AFP. „Ergib dich, und lass die Kinder zu uns kommen“, hätte es geheißen. „Diejenigen, die sich am Dschihad beteiligen wollen, sollen herauskommen. Alle werden in Sicherheit sein, wenn ihr euch ergebt. Diejenigen, die bleiben, werden sterben", so ein anderer Nachbar, der mit der „New York Times“ sprach. Einige Menschen hätten sich daraufhin in Sicherheit gebracht.
Al-Kuraschi habe daraufhin mit seiner Frau das Feuer auf die heranrückenden US-Kommandotruppen eröffnet. Dann soll er einen Sprengsatz gezündet haben. „In diesem Fall war die Explosion so heftig, dass Leichen aus dem Haus in das umliegende Gebiet geschleudert wurden“, so US-Präsident Joe Biden über den Einsatz. Die Razzia habe etwa eineinhalb Stunden gedauert, das Haus wurde durch die Explosion im oberen Stockwerk stark beschädigt.
IS-Anführer für Taxifahrer gehalten
Angeblich habe der Extremistenführer seit mehreren Monaten mit seiner Frau und seinen drei Kindern in dem Haus inkognito gelebt. Ebenfalls dort gewohnt hätten seine Schwester und dessen Tochter, so der Besitzer des Hauses in einem Video (siehe oben). Man habe Al-Kuraschi für einen Taxifahrer gehalten und nichts von dessen Identität als IS-Anführer gewusst, überhaupt hätte er wenig Privates preisgegeben und das Haus selten verlassen. Das Verteidigungsministerium erklärte, seine Leiche sei mit Fingerabdrücken und mithilfe von DNA-Proben eindeutig identifiziert worden.
Baghdadis Nachfolger
Die USA hatten ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf den aus dem Irak - andere Medien berichten, er stamme aus der syrischen Stadt Aleppo - stammenden Mann ausgesetzt. Dieser war nach dem Tod von IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi bei einem US-Militäreinsatz im Jahr 2019 zum neuen Anführer der Miliz ernannt worden. Der US-Regierung zufolge war Al-Qurashi 2014 einer der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an der religiösen Minderheit der Jesiden im Nordwesten des Iraks und für die Versklavung Tausender jesidischer Mädchen als Kriegswaffe. Auch sei er für den jüngsten brutalen Angriff auf ein Gefängnis im Nordosten Syriens verantwortlich gewesen.
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