Mazda bringt bekanntlich gerne ungewöhnliche Motorkonzepte auf den Markt, aber das nun aufgetauchte Patent konkurriert mit dem Selbstzünder-Benziner um Platz eins im Ranking der Ungewöhnlichkeit: Die Japaner entwickeln einen kompressoraufgeladenen Zweitakt-Benziner - und auch der ist ein Selbstzünder!
An dieser Stelle muss man noch einmal kurz erklären, wie Mazdas Selbstzünder-Benziner (Skyactiv-X genannt) funktionieren:
Anders als ein Diesel-Selbstzünder haben die Skyactiv-X-Motoren nämlich eine Zündkerze pro Zylinder, keine Glühkerze. In den meisten Lastzuständen zündet das Gemisch trotzdem ohne Zündfunken von selbst. Bei hoher oder sehr niedriger Last kommt der Zündfunke zum Einsatz. Und jetzt wird’s freaky: Der Funke entzündet das Gemisch nicht, er erhöht nur den Druck im Brennraum so weit, dass sich das Gemisch selbst entzündet.
Okay, jetzt aber zum Zweitakter. Der unterscheidet sich vom Viertaktmotor vor allem dadurch, dass es nur eine Kurbelwellenumdrehung für einen Arbeitstakt braucht, nicht zwei wie beim Viertakter. Außerdem kommt er ohne Ventile aus und wird über das Gemisch geschmiert. Der ganze Ablauf ist sehr viel einfacher und damit das Gegenteil dessen, was Mazda bei den aktuellen Skyactiv-X-Motoren veranstaltet. Die sind, wie oben angedeutet, wirklich komplex.
Der Zweitakter, an dem sie jetzt arbeiten, wird in einem US-Patent beschrieben, welches das Onlineportal Carbuzz veröffentlicht hat. Demzufolge weist er Direkteinspritzung und einen Roots-ähnlichen Kompressor auf. Dieser kommt zum Einsatz, wenn Ein- und Auslass gleichzeitig offen sind, um eine ausreichend hohe Verdichtung zu ermöglichen. Die Direkteinspritzung ist notwendig, damit dabei nicht unverbranntes Gemisch mit ausgestoßen wird (Spülverluste). Wie beim Skyactiv-X-Viertakter wird bei hoher Last auch hier per Zündkerze nachgeholfen.
Das aus der Mode gekommene Prinzip
Einst waren Autos nicht selten mit Zweitaktmotoren bestückt, Zweiräder sogar sehr häufig. Bei den Autos hat sich das ganz erledigt, bei kleinen Motorrädern kommen sie durchaus noch vor. Betamotor, KTM, GasGas oder Husqvarna bieten Zweitakt-Ottomotoren für aktuelle „Gatschhupfer“ an. Ansonsten gibt es sie vor allem in Außenbordmotoren und Geräten wie Kettensägen usw.
Was haben sie damit vor?
Warum Mazda einen solchen Motor entwickelt, steht natürlich nicht in der Patentschrift. Da kann man nur mutmaßen. Ein Auto werden sie damit sicher nicht antreiben wollen, dafür haben sie gerade u.a. neue Sechszylinder entwickelt. Auch das Patent für einen heckgetriebenen Sportwagen mit Kreiskolbenmotor machte jüngst die Runde.
Ein Range Extender also? Als solchen haben sie seit Kurzem einen Kreiskolbenmotor im Mazda MX-30 im Einsatz. Diese Entwicklung werden sie kaum gleich wieder auf den Schrotthaufen werfen. Bleibt noch ein Motorrad. Und das wäre nicht so abwegig, wie es scheint, denn Mazda war ursprünglich ein Motorradhersteller. Gut, ganz ursprünglich haben sie Kork produziert, dann kamen Maschinenteile und ab 1930 Motorräder. Das erste wurde 30-mal gebaut und nahm sogar an Rennen teil Und gewann. Angetrieben wurde es von einem 250-ccm-Zweitaktmotor.
Der Name Mazda wurde allerdings erst später verwendet, damals hieß die Firma noch Toyo Kogyo. Mazda wurde als Name wenig später eingeführt.
Was hat Mazda also mit dem neuen Zweitaktmotor vor? Die Frage bleibt vorläufig wohl unbeantwortet.
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