Katharina Liensberger hat die achte Medaille für Österreich bei den Olympischen Winterspielen in China erobert. Die Vorarlbergerin musste am Mittwoch im Slalom in Yanqing nur der Slowakin Petra Vlhova den Vortritt lassen und gewann Silber. Bronze ging an die Schweizerin Wendy Holdener. Mit Mikaela Shiffrin war eine Gold-Favoriten bereits nach wenigen Fahrsekunden des ersten Durchgangs ausgeschieden.
Für Liensberger war es die vierte Einzelmedaille bei einem Großereignis nach zweimal Gold (Slalom, Parallel) und Bronze (Riesentorlauf) bei der WM 2021 in Cortina d‘Ampezzo. Für Vlhova, die im zweiten Durchgang Bestzeit vor Liensberger erzielte, war es die erste Olympia-Goldene in ihrer Karriere. Sie schaffte den Sprung von Platz acht ganz nach vorne, Liensberger war Halbzeit-Siebente.
Katharina Huber belegte den 12. Platz, Katharina Gallhuber war 14. Katharina Truppe, die Vierte des Riesentorlaufs, schied wie Shiffrin im ersten Durchgang aus. „Bei Olympia zählt halt eins, zwei, drei. Man hofft halt trotzdem, Großereignisse haben doch auch immer eigene Gesetze“, meinte Huber. „Ich war zu hundert Prozent Außenseiterin und habe mir vielleicht gedacht, dass ich eine positive Überraschung sein kann. Aber es ist mir leider nicht hundert Prozent aufgegangen.“
Gallhuber kam im zweiten Durchgang nie wie gewünscht ins Fahren. „Ich habe mein Bestes gegeben, mein Bestes versucht. Ich kann mir nichts vorwerfen“, sagte die Niederösterreicherin, der schon am Start ein Missgeschick unterlaufen war: Sie stieg sich selbst auf die Skier. „Für mich geht es jetzt heim, ich werde morgen in den Flieger steigen“, erklärte Gallhuber. Ihrer Teamkollegin Liensberger gratulierte die Bronze-Gewinnerin von 2018: „Ich habe gewusst, dass alles möglich ist. Das habe ich damals in Pyeongchang auch gesehen. Ich glaube, man weiß, dass es die Kathi drauf hat. Sie ist auch eine Kämpferin.“
Bei Truppe habe es „vom ersten Tor an nicht“ funktioniert, sie habe sich gefragt, wann es sich irgendwie gut anfühlen werde. „Dann war zack schon der Einfädler da. Der kann passieren, aber bis dahin war es miserabel. Es hat sich so wild angefühlt.“ Sie sei locker drauf gewesen eigentlich. „Aber anscheinend ist die Lockerheit gestern schon mit dem Flieger heimgeflogen.“ Truppe indes bleibt noch in China und hofft auf den Einsatz im Teambewerb.
Die US-Amerikanerin Shiffrin saß mit hängendem Kopf minutenlang neben der Strecke und wurde von Trainern und Betreuern getröstet. Innerhalb von drei Tagen hat die Gesamtweltcup-Führende nun schon zwei große Medaillenchancen liegen lassen, jeweils war der Arbeitstag früh beendet. Nach vier Rennen hält das Ski-Traumpaar bei einer Medaille, Shiffrins norwegischer Freund Aleksander Aamodt Kilde hatte nach Platz fünf in der Abfahrt im Super-G Bronze gerettet.
Es war der zweite Ausfall von Shiffrin im Slalom in dieser Saison nach Kranjska Gora, der davor letzte war im Jänner 2018 in Lenzerheide passiert. Im Riesentorlauf war sie vor Olympia zuletzt im Jänner 2018 in Kronplatz nicht ins Ziel gekommen. „Der Druck war groß, aber das hat sich nicht wie das größte Problem heute angefühlt. Es ist nicht das Ende der Welt und dumm, sich viel darüber zu sorgen, aber ich fühle, dass ich nun viel hinterfragen muss.“
Vor Olympia hatte sie angegeben, in allen Bewerben antreten zu wollen. Das wird sie nun aber vielleicht überdenken. „Wenn ich beim fünften Tor hinausfahre, was bringt es dann?“, fragte Shiffrin und ergänzte: „Wir haben Athletinnen, die die Lücken füllen können.“
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