Auf der Jagd nach Aufmerksamkeit und „Likes“ posten Mädchen im Teenager-Alter immer öfter sexualisierte Inhalte auf TikTok. Doch dieses Verhalten birgt Risiken: Manche Nutzerinnen werden Ziel sexueller Belästigung und immer mehr von ihnen müssen sich aufgrund der Folgen ihrer Uploads in psychologische Behandlung begeben.
Jula Anderson aus Kalifornien war 16, als sie sich bei TikTok anmeldete. Ihr erstes Upload: Sie postete ein Video, das Renovierungsarbeiten am Haus ihrer Familie zeigt. Der Clip erhielt fünf „Likes“.
Ich habe festgestellt, dass Leute Likes vergeben, wenn man Zeug postet, bei dem man seinen Körper zeigt.
TikTok-Nutzerin Jula
Damit war die junge US-Amerikanerin allerdings nicht zufrieden. Dem „Wall Street Journal“ erzählt die heute 18-Jährige: „Ich wollte auf TikTok berühmt werden und ich habe festgestellt, dass Leute Likes vergeben, wenn man Zeug postet, bei dem man seinen Körper zeigt.“
Angststörungen und Depressionen
Die sexualisierten Uploads wirkten, schnell hatte Jula auf TikTok eine große Anhängerschaft. Doch die Berühmtheit, die sie sich gewünscht hatte, entwickelte sich zur Belastung. Die junge Frau musste sich mit Angststörungen und Depressionen in Therapie begeben.
Für ein junges Mädchen, das gerade seine Identität entwickelt, ist es extrem destruktiv, in so eine sexuelle Welt hineingezogen zu werden.
Therapeut Paul Sunseri
Therapeut Paul Sunseri vom New Horizons Child and Family Institute: „Für ein junges Mädchen, das gerade seine Identität entwickelt, ist es extrem destruktiv, in so eine sexuelle Welt hineingezogen zu werden.“ Je mehr die jungen Nutzerinnen für ihre Uploads „belohnt“ würden, umso mehr entstehe bei diesen der Eindruck, ihr Wert hänge von ihrem Aussehen ab.
Besonders gefährdet seien beispielsweise Mädchen mit Essstörungen oder einer problematischen Wahrnehmung ihres Äußeren. Aber die plötzliche Aufmerksamkeit auf TikTok kann auch für Nutzerinnen zum Problem werden, die keine Anzeichen für psychologische Probleme zeigen.
„Likes“ können zu einer Sucht werden
TikTok-Uploads können sich schleichend zu einer Art Sucht entwickeln, warnt Carter Barnhart. Die Gründerin des Online-Therapieangebots Charlie Health berichtet von jungen Patientinnen, deren Selbstbewusstsein direkt an die Zahl ihrer „Likes“ auf TikTok gekoppelt sei.
Barnhart: „Viele von ihnen haben herausgefunden, dass die Formel dafür der Upload von mehr sexuellen Inhalten ist.“ Das Phänomen ist nicht neu und wurde auch im Zusammenhang mit Instagram bereits debattiert. Mit dem Aufstieg von TikTok, das bei jungen Nutzern heute beliebter als Instagram ist, scheint es sich aber ein Stück weit dorthin verlagert zu haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.