Seit 79 Tagen steht das Nachtleben der Stadt wieder einmal komplett still. Die Branche befürchtet eine Kündigungswelle - und hofft auf Staatshilfen. Ein Wiener Szene-DJ lässt mit einer brisanten Aussage aufhorchen.
Seit fast zwei Jahren befinden sich die Wiener Clubs beinahe in einem Dauerstillstand. Nur kurz war die Öffnungsphase, als die Diskotheken und Partystätten wieder offen halten durften. Von Anfang Juli bis in den Spätherbst hinein konnte in den Partytempeln der Stadt ausgelassen gefeiert werden. Dann mussten die Rollbalken runter, wo sie bis heute sind. Bis die Bässe von Neuem erklingen und kräftig brummen, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Ein Umstand, der Stefan Ratzenberger, Sprecher der Nachtgastronomie, Sorgen bereitet.
Wir brauchen jetzt eine Öffnungsperspektive und klare Ansagen der Bundesregierung. Die Ausweitung der Sperrstunde auf Mitternacht ist für Discos und Clubs ja völlig irrelevant.
Stefan Ratzenberger, Nachtgastrosprecher
„Wir brauchen jetzt eine Öffnungsperspektive und klare Ansagen der Bundesregierung. Die Ausweitung der Sperrstunde auf Mitternacht ist für Discos und Clubs ja völlig irrelevant.“ Er drängt deshalb auf eine Ausweitung der wirtschaftlichen Unterstützung, die bereits Ende März auslaufen wird. „Es weiß niemand, wie es weitergeht. Fällt die Kurzarbeit weg, befürchte ich eine massive Kündigungswelle.“ Mit einem Katalog will er seinen Forderungen jetzt zusätzlich Nachdruck verleihen. Derzeit rechnet er mit einer Öffnung erst frühestens zu Ostern.
Groß ist auch die Verunsicherung, ob der strengere Wiener Weg weiter beibehalten wird. Ab 19. Februar fällt in der Gastro österreichweit bekanntlich die 2G-Regel. Ungeimpfte dürfen mit einem gültigen Coronatest wieder in Restaurants und Cafés. Nicht jedoch in Wien. Hier gilt weiterhin 2G.
Szenewirt und großer Profiteur der Corona-Hilfsgelder, Martin Ho, wiederum ließ die Ausdehnung der Sperrstunde auf Mitternacht in seinem neuesten Lokal „The Hidden Club“ vergangenen Samstag ordentlich feiern.
Für uns gibt es keine Perspektive. Die Höhe der Förderungen hat die Clubkultur ruhig gestellt. Aber wenn es jetzt nicht scheppert, dann sind wir nur lächerliche Opportunisten!
Gerald Van der Hint, Szene-DJ und Veranstalter
Ungeimpfte sind unerwünscht
DJ und Szenegröße Gerald Van der Hint ist Club-Veranstalter in der Bundeshauptstadt und lässt indes im Gespräch mit der „Krone“ aufhorchen: „Bei mir im Club werden auf absehbare Zeit bestimmt keine Ungeimpften tanzen! Ich werde meine Fürsorgepflicht wahrnehmen und bei 2G bleiben.“
Mit seinem „Safe Space“-Konzept hat er noch bis kurz vor dem jüngsten Lockdown regelmäßig Clubbings veranstaltet, unter anderem im Szeneclub „Grelle Forelle“. Damals setzte er auf 2G-plus - also geimpft oder genesen und PCR-getestet.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.