Weil er nicht zum Heer wollte, saß der Obersteirer Alois Paar vor gut 50 Jahren bereits sechs Wochen lang im Gefängnis - und beschleunigte so die Einführung des Zivildienstes. Jetzt will er sich auch nicht impfen lassen: „Dann sollen sie mich eben wieder einsperren.“ Besuch bei einem Revoluzzer mit Prinzipien.
Bevor er sich per Verordnung impfen lasse, gehe er lieber ins Gefängnis, sagt Alois Paar. Wäre freilich auch nicht das erste Mal: Weil er sich als junger Mann weigerte, beim Bundesheer entgegen seinen Überzeugungen mit Waffen zu hantieren, ging der Steirer für sechs Wochen „sitzen“. Sein Ungehorsam hatte aber Nachhaltiges bewirkt: Der Zivildienst wurde in Österreich eingeführt.
„Ich teste mich jeden Tag“, sagt Alois Paar zur Begrüßung und bittet uns in sein Haus. In Zeiten wie diesen, in denen ein Kennenlernen das Herzeigen des Impfpasses automatisch inkludiert, keine ungewöhnlichen ersten zehn Sekunden.
„Ich bin ein Mensch mit Prinzipien“
Der 72-Jährige ist in seinem Heimatort Veitsch, das seit der Gemeindereform zu St. Barbara gehört, ein angesehener und beliebter Mann. Aus dem gesamten Mürztal kommen die Leute in seinen Installationsbetrieb nahe dem Hauptplatz, weil jeder weiß, auf den Alois und seinen Sohn, der die Firma bereits übernommen hat, ist Verlass.
Was vermutlich nicht alle Kunden wissen: In dem beliebten Geschäftsmann steckt auch ein ausgeprägter Revoluzzer. Alois Paar selbst formuliert es anders: „Ich bin ein Mensch mit Prinzipien und Werten. Vor allem aber einer mit einem festen Glauben.“
Mich dafür ausbilden zu lassen, mit Waffen Menschen zu töten, das war für mich einfach nicht vorstellbar.
Alois Paar
Den Dienst am Waffe verweigert
Das war auch schon damals, im Jahr 1970, der Motor, um gegen „die da oben“ aufzubegehren: „Ich wollte mich keinesfalls vorm Bundesheer drücken. Ich habe immer gesagt, ich helfe gerne, wo ich kann. Aber mich dafür ausbilden zu lassen, mit Waffen Menschen zu töten, das war für mich einfach nicht vorstellbar“, erinnert sich der Steirer.
Sechs Wochen Gefängnis waren die unangenehme Folge der Befehlsverweigerung. Dass dieser unschöne Teil der eigenen Biografie aber letztendlich etwas Größeres bewirkt hat, tröstet Paar über Erlebtes hinweg: „Ich war der Anlassfall dafür, dass in Österreich ein Wehrersatzdienst überhaupt einmal andiskutiert wurde. Kurze Zeit später wurde dieser eingeführt“, erzählt der Mann und zeigt uns vergilbte Zeitungsberichte aus jener Zeit.
Die Hoffnung auf eine späte Einsicht lebt
Dass er jetzt, gut 50 Jahre später, noch einmal in dieselbe Situation kommen würde, damit hat der leidenschaftliche Wohnmobil-Urlauber nicht gerechnet: „Ich bin weder ein Verschwörungstheoretiker noch gegen die Impfung; Aber, wo kommen wir denn da bitte hin, dass mir jetzt plötzlich jemand vorschreibt, was ich mit meinem Körper zu tun habe? Das lässt sich mit der Glaubens- und Gewissensfreiheit gewiss nicht vereinbaren und ist einem so zivilisierten Land wie Österreich nicht würdig“, vertritt er zur Impfpflicht offen eine klare Meinung.
Konsequenzen fürchtet er deshalb nicht: „Wenn ich so gefährlich bin, sollen sie mich eben wieder einsperren. Ich habe vor nichts mehr Angst.“
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