Die Corona-Zeit bringt Sherlock Holmes & Co. in Kärnten gute Aufträge. Neben Ehebruch nimmt auch die Wirtschaftskriminalität zu. Ja, sogar das Homeoffice ist durchaus gut für das Geschäft. Die Pandemie kennt also nicht nur Verlierer. In den vergangenen zwei Jahren mit dem Coronavirus haben auch einige Branchen profitiert. Dazu zählen überraschender Weise auch die Detektive.
Die meisten Kärntner Detekteien sind Ein-Mann-Betriebe, die nur eine begrenzte Anzahl von Aufträgen annehmen können. Wer aber entsprechend viel Personal hat wie der „Observer“ von Udo Muchitsch, wo acht Mitarbeiter beschäftigt sind, der konnte in der Pandemie seine Auftragsbücher bis zum Anschlag füllen. „Es waren zwei sehr gute Jahre für uns“, bestätigt Muchitsch, der auch Vizepräsident des Österreichischen Detektivverbandes ist.
Neid, Hass und Gier – das sind die Grundlagen unseres Geschäftes, sozusagen die Zutaten für unsere Aufträge.
Udo Muchitsch, Detektiv
Eines der Wachstumsfelder in Corona-Zeiten ist die Wirtschaftskriminalität, und zwar die interne, also der Betrug im eigenen Haus. Zu überführen gilt es da den Mitarbeiter, der Diesel von den Firmenfahrzeugen für seine privaten Maschinen abzapft. Oder den Angestellten, der Kopien von noch unangemeldeten Patenten zum Verkauf anbietet.
Ein solcher Fall betraf eine Tischlerei. Um die Geschehnisse dort genau zu beobachten, hatten sich Sherlock Holmes & Co. nebenan mit einer Scheinfirma sechs Monate eingemietet, bis der Patentrechtsdiebstahl nachgewiesen werden konnte. Da stehen am Ende 460.000 Euro auf der Rechnung für den Kunden, der sich dafür aber einen Millionenschaden erspart hat.
Neu hinzugekommen ist das Überprüfen von Angestellten im Homeoffice durch ihre Arbeitgeber. Muchitsch: „Wir spähen dabei nicht die Wohnung aus. Aber wir beobachten das Umfeld. Die nicht arbeiten, gehen ja auch raus. Manche fahren im Homeoffice sogar mit der Familie und dem Laptop ans Meer. Das geben wir dann natürlich weiter.“ Knapp 30 Prozent der überwachten Angestellten habe man überführen können.
Auftragsklassiker „Ehebruch“
Und dann boomt natürlich weiterhin der Klassiker Ehebruch. Fehlverhalten in Beziehungen hat während der Homeoffice-Phasen offenbar zugenommen. Die Zahl der Aufträge sei jedenfalls um 30 Prozent angewachsen, bilanziert der Detektiv. Observieren sei auch da die Hauptaufgabe – ob im Auto, im Maisacker oder auf einem Jägerhochsitz. Das werde in Filmen natürlich wesentlich spannender dargestellt als es tatsächlich sei. „In Wirklichkeit kann man die meiste Zeit nur rumhocken und schauen“, verrät Muchitsch, dessen Rekord 18 Stunden nonstop im Auto beträgt. Wenn er halt so gar nicht heimgehen will von der Geliebten. Und bei Ehebruch muss nun mal das „Rein“ und das „Raus“ dokumentiert werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.