Gutachten zu Unfalltod

Mutter: „Die Frage nach dem Warum bleibt“

Salzburg
09.02.2022 09:00

Zu schnell war Andreas, als er - verfolgt von einem Polizeibus - auf einem Feldweg in Salzburg die Spur wechselte und folgenschwer stürzte. Das steht im Gutachten des Unfall-Experten. Ein „seltener Umstand“ wirkte sich besonders tragisch aus. Die Mutter bleibt kritisch: Die Beamten hätten anders reagieren können.

Der 18. November, 18.32 Uhr. Andreas (15) fährt mit seinem Moped der Marke Rieju MRT 50 einem VW-Bus der Polizei davon. Auf einem gerade mal zwei bis zweieinhalb Meter breitem Feldweg zwischen Göriach und St. Andrä im Lungau, nur einen Steinwurf von seinem Elternhaus entfernt. In einer Linkskurve will Andreas mit Tempo 30 bis 35 die Spur wechseln und gerät durch die hohe Geschwindigkeit gepaart mit erdigen Unebenheiten zu Sturz.

Der Unfallort in St. Andrä im Lungau (Bild: Holitzky Roland)
Der Unfallort in St. Andrä im Lungau

Ein „seltener Umstand“, so formuliert es Sachverständiger Gerhard Kronreif, wirkt sich fatal aus: Die Fußraste des Mopeds verhakt sich im Erdreich - wirkt wie ein Anker bei einem Schiff. Der Bursch stürzt auf die linke Seite und kommt abrupt zum Stillstand, der sieben bis elf Meter dahinter fahrende Lenker des Polizeibusses überrollt trotz eingeleiteter Vollbremsung den Burschen mit dem Fahrzeug - tödlich.

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Man hätte einfach und ohne Lebensgefahr den Buben zur Verantwortung ziehen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Gericht eine solche Verfolgungsfahrt für angemessen hält.

Mutter Katharina Gerhardter-Kinner

Sachverständiger Gerhard Kronreif bei der Arbeit (Bild: Tschepp Markus)
Sachverständiger Gerhard Kronreif bei der Arbeit

Laut Gutachten hätte der Abstand des Polizeibusses ausgereicht, um „bei unverzüglicher Reaktion“ hinter dem Mopedfahrer „kollisionsfrei anhalten“ zu können. Auch, wenn Andreas sofort abgebremst hätte. Ausweichen war jedenfalls nicht möglich. Klar ist aber auch: Bei einem größeren Abstand wäre der Unfall wohl zu vermeiden gewesen.

Opfer-Anwalt spricht sogar von „Jagdinstinkt“
Kurt Jelinek, Anwalt des beschuldigten Polizisten, sieht seinen Mandanten „entlastet“: Er spricht von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“. Für Opfer-Anwalt Stefan Rieder dagegen sind die Gründe vor dem Sturz ausschlaggebend: „Hätte die Polizei nicht derart verfolgt, wäre der Bursch nicht so schnell gefahren und auch nicht gestürzt.“ Rieder sieht sogar einen gewissen „Jagdinstinkt“ bei den Beamten: „Der Bursch wurde zu Tode gejagt.“

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