Ermutigender Versuch

Forschern gelingt neuer Fusionsenergie-Rekord

Wissenschaft
09.02.2022 15:03

In einer Versuchsanlage zur Entwicklung von Kernfusionsreaktoren in Großbritannien haben Wissenschaftler für wenige Sekunden Energie in bis dato unerreichter Höhe für Fusionsexperimente erzeugt. Die Forscher des europaweiten Verbundes Eurofusion hätten während eines fünf Sekunden dauernden Plasma-Pulses 59 Megajoule Energie in Form von Wärme freigesetzt, teilte das deutsche Forschungszentrum Jülich am Mittwoch mit. Der bisherige Rekord lag demnach bei 21,7 Megajoule.

Mit einem Megajoule kann man etwa drei Liter 20 Grad warmes Wasser zum Kochen bringen. Die Fusionsenergie gilt als eine Energieform der Zukunft und befindet sich in der Entwicklung. Die am Mittwoch vorgestellten Ergebnisse des Experiments „liefern den bisher deutlichsten Beweis für das Potenzial der Fusionsenergie, sichere, nachhaltige und kohlenstoffarme Energie zu liefern“, teilte das Forschungszentrum mit.

(Bild: UKAEA)
(Bild: UKAEA)

Fusionsreaktoren könnten in Zukunft für viele Tausend Jahre einen erheblichen Teil des globalen Energiebedarfs decken. Diese Energiequelle nutzbar zu machen sei das Ziel von Eurofusion. Mit dem Fusionsenergie-Rekord sei „ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin“ erreicht.

Internationale Zusammenarbeit
Forscher und Ingenieure aus Jülich arbeiten an der Versuchsanlage in der Grafschaft Oxfordshire mit. In der dortigen Kernfusions-Versuchsanlage JET (Joint European Torus, Bilder oben) haben die deutschen Spezialisten unter anderem die Brennkammerwand für die Bereiche, die höchste Wärme- und Teilchenlasten empfangen, entworfen und gebaut. JET wurde bereits 1983 in Betrieb genommen.

Video: Ein Blick in das Innere des Fusionsreaktors JET

Derzeit wird in Südfrankreich das Nachfolgeprojekt in der Fusionsforschung - der International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) - gebaut. Es soll die wissenschaftliche und technologische Machbarkeit der Fusionsenergie demonstrieren. Beteiligt daran sind China, die Europäische Union, Russland, Indien, Japan, Südkorea und die USA.

Bei Kernfusion entstehen keine Treibhausgase
„Ein Kilogramm Fusionsbrennstoff enthält etwa das Zehnmillionenfache an Energie im Vergleich zu einem Kilogramm Kohle, Öl oder Gas“, hieß es vom Forschungszentrum. Bei der Verwendung würden keine Treibhausgase freigesetzt.

Bei dem Fusionsprozess werden leichte Atomkerne wie die des Wasserstoffs miteinander verschmolzen. Bei über hundert Millionen Grad Celsius können diese Teilchen ihre elektrische Abstoßung überwinden und so zu schwereren Kernen wie Helium verschmelzen. Dabei werden enorme Mengen an Energie freigesetzt.

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