„Weckruf“ mit Rammbock
Razzia in Rosenheim: Reichsbürger im Polizeivisier
Volksverhetzung, Holocaust-Lügen, Aufruf zum Sturz des Systems - nach Hinweisen von Kollegen aus Tirol bekam ein mutmaßlicher Reichsbürger in Rosenheim Besuch von der bayerischen Polizei.
Frühmorgens im Bahnhofsviertel von Rosenheim: Dutzende Spezialkräfte der bayerischen Sondereinheit schleichen sich schwer bewaffnet in ein Haus, um sich in Folge per Rammbock lautstark ungebetenen Einlass in eine Wohnung zu verschaffen. Zielperson der Kommandoaktion: der Rosenheimer Bernd F. Der, wie dessen anwesender Sohn, mehr als unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde.
Grund des polizeilichen Einschreitens: Der Verdächtige soll (wie krone.at und bild.de berichteten) seit geraumer Zeit zumindest in der digitalen Welt sein Unwesen als Hetzer getrieben haben. Spätestens seit Jänner 2021 – was man dank rot-weiß-roter Verfassungsschützer aus Tirol weiß.
Diese hatten bei den Kollegen in Bayern vor etwa einem Jahr erstmals bezüglich des mutmaßlichen Reichsbürgers Alarm geschlagen. Die heimischen Fahnder waren über die Online-Kommunikationsplattform Telegram auf eine Chat-Gruppe gestoßen, die bereits mehr als 800 (!) Mitglieder zählte.
Und deren Administrator sie nicht nur zum Sturz des Regierungs- bzw. Rechtssystems aufgerufen, sondern auch Verschwörungstheorien und die Verleugnung des Holocausts verbreitet haben soll. Und diese Spur führte direkt zu Bernd F., der nun schlussendlich von der Exekutive abgeführt wurde. Vorerst. Denn während sichergestellte Datenträger und Beweise ausgewertet werden, wurde der Verdächtige wieder auf freien Fuß gesetzt.
Chatgruppen-Mitglieder auf dem Prüfstand
Es fehle der „Festhaltegrund, man müsse die Beweisauswertung abwarten, um Anklage zu erheben“, so die Staatsanwaltschaft. Bis dahin stünde der Verdächtige aber weiter im Visier.
Und auch die mehr als 800 „Anhänger“ bzw. Stammleser des mutmaßlichen Volksverhetzers werden naturgemäß auf dem Prüfstand der Verfassungsschützer stehen. Wie ausführlich berichtet, kam es in jüngster Vergangenheit in Österreich zu mehreren Zugriffen in der Szene der Staatsverweigerer. Erst im November des Vorjahres wurden im Lager eines Niederösterreichers bei Baden neben NS-Gegenständen zahlreiche Schusswaffen, 1,2 Tonnen Munition und sieben Rohrbomben aus dem Verkehr gezogen.
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