Der US-Amerikaner Nathan Chen ist mit fünf vierfachen Sprüngen zum Olympiasieg geflogen. Der erst 22-Jährige profitierte am Donnerstag bei den Olympischen Winterspielen in Peking vom Absturz des japanischen Eiskunstlauf-Königs Yuzuru Hanyu. Hinter seinen Landsleuten Yuma Kagiyama und Shoma Uno landete der Olympiasieger von 2014 und 2018 abseits der Medaillenränge: Er wurde nur Vierter.
Schon vor vier Jahren in Pyeongchang hatte Nathan Chen zu den Topfavoriten gehört. Er erlebte jedoch im Kurzprogramm ein Fiasko, patzte bei sämtlichen drei Sprungelementen und ging lediglich als 17. in die Kür. In dieser war er dann klar der Beste, und schrieb Geschichte, in dem er als erster Läufer sechs Vierfach-Sprünge stand. Das war jedoch angesichts des 5. Schlussranges ein schwacher Trost.
Diesmal zeigte der 22-jährige Chen, der vor seinen Auftritten jeweils den Rapper Eminem hört und zuerst den linken Schlittschuh anzieht, keine Nerven. Nachdem er das Kurzprogramm mit der höchsten je erzielten Punktzahl von 113,97 Punkten gewonnen hatte, blieb er auch in der Kür nahe an der Perfektion.
„Das getan, was ich tun musste“
Der Fehler bei der geplanten Sprungfolge Vierfach-Toeloop/Dreifach-Flip - beim Flip machte er nur eine Umdrehung - ärgerte ihn zwar, aber insgesamt war er mit seinem Auftritt zufrieden. „Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass ich es in meiner Karriere so weit schaffen könnte“, sagte Chen. „Natürlich habe ich aber immer von Olympia-Gold geträumt.“ Den Sieg selbst analysierte Chen eher nüchtern: „Ich bin froh, dass ich das tun konnte, was ich tun musste, um zu gewinnen.“ Im „Großen und Ganzen“ sei er zufrieden: „Ziemlich solide“ halt.
Nach der Niederlage in Pyeongchang beendete Chen nur noch einen Einzelwettkampf nicht als Sieger, den Grand Prix „Skate America“ im vergangenen Oktober (3.). Er wurde dreimal in Folge Weltmeister. Umso größer war der Druck in Peking. Der Triumph gewinnt für ihn insofern noch an Wert, als seine Mutter in der chinesischen Hauptstadt auf die Welt kam und dort aufgewachsen ist. Seine Großmutter lebt immer noch dort.
Chen, der Student
Chen selber ist in Salt Lake City geboren, wo 2002 die Olympischen Spiele stattfanden. Das gab ihm die Motivation, eines Tages auch dabei zu sein. 20 Jahre später ließ er der Konkurrenz keine Chance: Mit dem Total von 332,60 Punkten distanzierte er den zweitplatzierten Japaner Yuma Kagiyama um 22,55 Punkte. Chen ist nicht nur ein begnadeter Eiskunstläufer, er ist auch ein helles Köpfchen. Er studiert an der Yale University, einer der renommiertesten Universitäten der Welt, Statistik und Data Science. Die letzten zwei Jahre hat er allerdings pausiert - der Erfolg gibt ihm Recht.
Chen trat die Nachfolge von Yuzuru Hanyu an. Der 27-jährige Japaner verpasste nicht nur seinen dritten Olympiasieg in Folge, sondern als Vierter auch den Sprung auf das Podest. Hanyu, nach dem Kurzprogramm nur Achter, versuchte zu Beginn seines Programms mit dem vierfachen Axel eine Weltpremiere, die ihm aber knapp misslang. „Das war mein Stolz. Deshalb habe ich den Axel versucht“, sagte er. Danach stürzte er auch noch beim Vierfach-Salchow und in tiefste Enttäuschung. „Es war eine harte Zeit für mich auf dem Eis“, resümierte Hanyu. „Ich bin an meine Grenzen gegangen.“
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