Donnerstagfrüh haben Klimaaktivisten im Rathauspark eine Betonbüste mit dem Gesicht des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig aufgestellt. Das Mahnmal stehe laut Vertretern symbolisch für „klimapolitische Verfehlungen der Stadtregierung“. Konkret werden etwa Verkehrsprojekte wie die Stadtstraße, aber auch der Umgang mit jungen Klimaaktivisten kritisiert.
„Bürgermeister Michael Ludwig hält trotz zahlreicher Warnungen der Wissenschaft stur an seiner völlig überdimensionierten und klimaschädlichen Stadtautobahn fest. Er ist dabei ignorant in Bezug auf die Herausforderungen der Klimakatastrophe und auf die Stimmen der jungen Menschen in unserer Stadt, die sich für eine klimagerechte Zukunft einsetzen“, sagt Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace. Die eineinhalb Meter hohe Betonbüste habe sich der Bürgermeister daher redlich verdient.
„LobauBleibt“-Bewegung
Hinter dem Mahnmal steht zusätzlich zur Klimaschutzorganisation Greenpeace die Bewegung „Fridays for Future“, die sich gemeinsam zu „LobauBleibt“ zusammengeschlossen hatten. Ein Teil der Aktivisten hatte an dem Protestcamp gegen die umstrittene Stadtstraße teilgenommen, das Anfang Februar von der Polizei geräumt wurde. Ludwig (SPÖ) sprach damals von „erfolglosen Gesprächsangeboten der Stadt“ für die Demonstranten. Für die Straße gebe es gute Gründe - wie die geplanten Wohnbauten in und um die Seestadt Aspern. Auf dieser seien nicht nur Autos, sondern auch Busse und Einsatzfahrzeuge unterwegs.
Die Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace sieht das anders. Die Stadt habe mit Desinformationen zu den geplanten Verkehrsprojekten gearbeitet, Ludwig gar eine „beispiellose Eskalationsspirale gegen die Klimabewegung gestartet“.
Alternativkonzepte nötig
Es brauche Alternativen wie einen beschleunigten Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Stadtregierung muss laut Schenk „endlich auf die zahlreichen Stimmen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft hören und klimafreundliche Alternativen zur völlig überdimensionierten Stadtautobahn evaluieren“.
Valentin tritt in Dialog
SPÖ-Gemeinderat Erich Valentin, der für Mobilität zuständig ist, weist die Kritik der jungen Aktivisten von sich. Wien pflanze jährlich Zehntausende neue Bäume, die Protestierenden hingegen „einen Beton-Klotz“. Der Politiker stellte jetzt 15 Fragen an die Umweltschützer, die unter anderem konkrete Vorschläge zur Mobilität für Lieferdienste und Unternehmen fordern.
Skulptur soll digital werden
Die errichtete Skulptur kann noch den ganzen Donnerstag im Rathauspark besichtigt werden. Es soll auch digital verewigt werden, damit Bürger die Gelegenheit hätten, ihre Forderungen für eine zukunftsfähige Klima- und Verkehrspolitik mitzuteilen. Der Protest werde weitergehen, kündigte Lena Schilling vom Jugendrat an.
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