Die Teuerungswelle stellt den Haushaltsplan von Familien gehörig auf den Kopf. „Bei manchen Preisen setzt es mich regelrecht auf den Hintern“, sagt eine zweifache Mutter. Das WIFO relativiert.
Wer im Dezember 2021 eine Butter kaufte, musste dafür um 9,4% mehr hinlegen als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Erdäpfel waren um 5,3% teurer, Flaschenbier um 14,4%. Für einen Dieseltank blätterte man um 33,9% mehr hin, Heizöl war gar 44,3% teurer als ein Jahr davor.
„Bei manchen Preisen setzt es mich regelrecht auf den Hintern, wie diese Woche bei Freizeitaktivitäten in den Ferien“, sagt Evi S., Zweifach-Mama aus der Brigittenau. „Vor allem aber bei Produkten des täglichen Gebrauchs ist die Teuerung stark spürbar. Das geht bei unseren Einkäufen immer öfter auf Kosten der Qualität, etwa beim Fleisch. Da geht es sich schlichtweg gar nicht mehr anders aus, als zu einem billigen oder reduzierten Produkt zu greifen.“
Die Inflation sollte sich April/Mai abschwächen und sich bei gut 3,5% im Jahresdurchschnitt 2022 einpendeln. Dadurch müssen viele mit effektiven Kaufkraftverlusten rechnen.
Josef Baumgartner, Senior Economist am WIFO Wien.
In Familie S. sind beide Elternteile berufstätig, einige Positionen des Haushaltsbudgets sind aber nicht indexiert, wie die Familienbeihilfe. Weshalb unterm Strich monatlich weniger bleibt. „Wie lange kann sich das noch ausgehen?“, fragt sich nicht nur diese Familie. Laut Josef Baumgartner, Senior Economist am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung WIFO, hat die aktuelle Teuerungswelle ihren Höhepunkt noch nicht erreicht.
5,1% Inflation im Jänner
Auf 4,3% Inflation im Dezember folgten 5,1% im Jänner: „Wir denken, dass es im Februar und März eine weitere Steigerung geben wird, diese danach aber wieder abschwächt und insgesamt rund 3,5% übers Jahr 2022 gesehen ergeben dürfte“, beruhigt er. Was nicht heißt, dass etwas wieder billiger wird, sondern nur, dass die Zuwächse geringer werden.
Besonders dramatisch ist die Entwicklung bei den Energiepreisen. „Haushalte aus dem untersten Einkommenszehntel gaben 2019/2020 im Monat im Schnitt 90 Euro für Haushaltsenergie aus“, erklärt Baumgartner. „Heuer dürften diese Ausgaben um die Hälfte höher ausfallen, das ergibt über das Jahr gesehen allein für diesen Bereich Mehrausgaben von rund 540 Euro.“ Der von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Teuerungs- und Energiekostenausgleich soll diese zu einem großen Teil abdecken.
Egal, ob Studenten, Alleinerziehende, Großfamilien, Arbeitssuchende, viele stehen tagtäglich vor dem Problem: Worauf verzichten, damit Essen auf dem Tisch steht und niemand frieren muss? Wie erleben Sie die aktuellen Teuerungen? Was bedeutet für Sie Luxus? Welche Produkte sind unverschämt teuer geworden? Aber auch: Welche Tipps haben Sie, um Geld zu sparen. Wir wollen Ihre Geschichten hören, gerne auch anonymisiert: wien@kronenzeitung.at
„Existenzbedrohende Preissteigerungen“
Dennoch wird die Teuerungswelle einkommensschwache Familien mit voller Wucht treffen: „Insgesamt wird es sich nicht ausgehen, dass die Preissteigerung real abgefangen werden kann. Haushalte, die Sozialleistungen empfangen, die nicht indexiert sind, wie etwa die Mindestsicherung, Studien- oder Familienbeihilfe, werden einen effektiven realen Einkommensverlust erleben.“ - Vor diesem warnt auch Volkshilfe-Präsident Ewald Salcher: „Für Alleinlebende oder Alleinerziehende beträgt die Sozialhilfe 2022 maximal rund 978 Euro, für Paare 1369 Euro, zwölfmal im Jahr. Für diese Menschen sind die Preissteigerungen existenzbedrohend.“
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