Spaghetti Bolognese, die auf den ersten Blick ganz normal aussieht, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als völlige Neuheit: Sie enthält Mehlwürmer. Das Insekten-Rezept im „Krone“-Geschmackstest.
Ein lauer Sommerabend in Italien. Gemeinsam sitzt man mit der Familie hungrig nach einem sonnenreichen Tag beim Abendessen draußen vor der Pizzeria. Meeresrauschen begleitet Eros Ramazottis unverkennbare Stimme.
Die Spaghetti Bolognese in den zwei kleinen Gläsern am Tisch schafft gleichzeitig diese Bilder im Kopf. Beim Abnehmen der Deckel erfüllt sie auch äußerlich die Erwartung an das Gericht: Beide Varianten enthalten eine orangefarbene Sauce, dazwischen sind kleine Stückchen von Zwiebeln und Karotten zu erkennen. Sie unterscheiden sich kaum. Doch nur eines hält sich an das klassische Rezept mit Rindfleisch. Das andere der beiden Gläser enthält, was gar nicht in das Bild von „bella vita“ passt: kleine, kriechende Insekten. Ekel ersetzt den Italo-Star.
„Mutige Verkoster gesucht“
Die Spezial-Rezeptur mit Mehlwürmern, die in der FH Joanneum entwickelt wurde, verkosten mutige Versuchskaninchen seit vergangener Woche: „Die Teilnehmer kreuzen an, was sie schmecken: Von umami bis kräuterig“, erklärt Susanne Maunz vom Forschungsteam. Ein Fragebogen soll dabei helfen, die ungewöhnliche Pasta zu optimieren und sie vielleicht künftig sogar abseits des Labors genießbar zu machen. „Viele haben keine Ahnung, welches Glas Mehlwürmer enthält.“ Sie gibt einen Tipp: „Das Insekten-Gericht schmeckt etwas nussig.“ Pilze sollen zusätzlich den intensiven Fleischgeschmack imitieren.
Eine neue Zutat mit Supermarkt-Potenzial?
Weshalb die Zutat überhaupt auf einer Speisekarte zu finden sein soll? „Tierische Lebensmittel haben derzeit einen großen ökologischen Fußabdruck“, erklärt Studienleiter Simon Berner, „Insekten könnten als nachhaltige Quelle für Eiweiß genutzt werden. Zusätzlich enthalten sie ungesättige Fettsäuren.“ Im Labor testet man aber nicht nur Bolognese: „Wir haben auch Weckerl, Ketchup und sogar eine Art Leberstreichwurst entwickelt.“ Zudem könne die gesunde Proteinquelle auch als Fisch- oder Hühnerfutter eingesetzt werden.
Das Rätsel um das Glas mit den Insekten
Höchste Zeit, sich endlich selbst dem Geschmackstest zu unterziehen. Zuvor noch den letzten Ekel ablegen. „Je öfter man es probiert, desto größer ist die Bereitschaft“, teilt die Forscherin Marlies Hörmann-Wallner ihre jahrelange Erfahrung.
Ein Löffel von dort und ein Löffel von da. Wenn auch etwas unterschiedlich – beide Saucen schmecken. Mehlwürmer könnten also tatsächlich als neue Lebensmittel taugen. Endlich wird das Rätsel gelöst, welche der Gläser die Mehlwürmer enthält: Es ist die fein-pürierte (siehe linke Variante im Bild oben).
Die Forscherin hat übrigens recht: Einmal probiert, verliert man mit jedem weiteren Versuch die Scheu. Nun ist die frittierte Variante an der Reihe. Die Verkoster sind sich einig: „Gut zum Snacken auf der Couch.“ Es klingt sogar ähnlich wie bei Chips. Buon Appetito!
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