Kredit-Regeln schärfen

Immobilienpreise explodieren: EZB rüffelt Banken

Wirtschaft
11.02.2022 15:53

Die Preise für Immobilien steigen ungebremst, die Zinsen sind historisch niedrig. In diesem Umfeld sind die heimischen Banken bei den Vergabekriterien für Immo-Kredite im internationalen Vergleich auffällig lax. Um die Stabilität des Finanzmarktes zu sichern, nimmt die Österreichische Nationalbank (OeNB) die Geldinstitute nun im Auftrag der Europäischen Zentralbank an die Kandare. Bisher lediglich empfohlene Kriterien bei der Neuvergabe von Krediten sind ab Mitte 2022 Pflicht.

Die hierzulande oftmals lockere Vergabe von Immobilienfinanzierungen in Kombination mit der Preisdynamik und der bereits massiven Überbewertung der Immobilien hat den in Frankfurt ansässigen Europäischen Rat für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB) auf den Plan gerufen. Die Vergabekriterien sind nun zu verschärfen - in den vergangenen fünf Jahren haben sie sich laut Nationalbank „deutlich verschlechtert“.

20 Prozent Eigenmittel notwendig
Wer ab Mitte 2022 bei einer heimischen Bank einen Wohnkredit aufnehmen will, muss nun klare Kriterien erfüllen: 20 Prozent Eigenmittel, der Schuldendienst darf maximal 40 Prozent des Netto-Einkommens ausmachen und die Laufzeit ist mit maximal 35 Jahren begrenzt. Die Bestimmungen gelten nur fürs Neugeschäft.

„Ziel sind leistbare Kredite“, erläutert OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber. Aktuell entsprechen 50 Prozent der heimischen Wohndarlehen teils nicht diesen Erfordernissen. Das Kredit-Korsett ist die Konsequenz einer neuen EU-Empfehlung, die gestern präsentiert wurde und jetzt von OeNB und FMA umgesetzt wird. 24 von 30 EWR-Staaten haben bereits solche Regeln.

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Ziel sind leistbare Kredite.

OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber

Für einen 300.000-Euro-Kredit sind demnach künftig 60.000 Euro Eigenmittel notwendig. Bei einem Netto-Haushaltseinkommen von 3000 Euro darf die Kreditrate maximal 1200 Euro betragen. Es wird auch Ausnahmen geben, wenn die neuen Regeln nicht die Bonität des Kreditsuchenden widerspiegeln (z. B. unregelmäßige, aber hohe Einnahmen).

Banken müssen die Risken begrenzen
Durch die fixen Kriterien sollen alle Banken gleiche Spielregeln erhalten und besonders aggressive Marktteilnehmer ausgebremst werden. Kreditinstitute, die sich nicht daran halten, werden z. B. mit Risikoaufschlägen bestraft.

Das sind die Vorgaben des bei der OeNB angesiedelten Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG), das wiederum die „Empfehlungen“ des Europäischen Rates für Systemrisiken umsetzt, die am Freitag veröffentlicht wurden. 

Immobilienpreise in Österreich seit 2010 um 199 Prozent erhöht
Seit 2010 haben sich die österreichischen Immobilienpreise laut OeNB um 199 Prozent erhöht, seit Anfang 2007 bis zum dritten Quartal 2021 waren es 248 Prozent; alleine im vierten Quartal 2021 legten sie im Jahresabstand um weitere 12,6 Prozent zu. „Das ist ein deutlich höherer Wert als wir das davor gesehen haben“, betonte Haber. Die Preise sind laut Nationalbank seit der Finanzkrise stark gestiegen - mit einer deutlichen Beschleunigung in den vergangenen beiden Jahren.

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