Emmerich-Blockbuster

So viel Liebe aus Österreich steckt in „Moonfall“

Kino
12.02.2022 16:19

„2022 kommt der Mond zu uns“: Katastrophenmeister Roland Emmerich stößt nach „The Day After Tomorrow“ und „2012“ in „Moonfall“ (jetzt im Kino) den Mond aus seiner Umlaufbahn und schickt ihn auf Kollisionskurs mit der Erde. krone.at hat sich den Film angesehen und beleuchtet zum Kinostart des Blockbusters die österreichische Beteiligung an dem Filmprojekt. Physiker und Autor Werner Gruber und Hollywood-Designer Johannes Mücke sprechen dazu über ihre Arbeit für den Film und verraten, warum es so wichtig war, dass „Moonfall“ „bei aller ‚Fiction‘ auch ein gutes Fundament in ‚Science‘ hat“.

In „Moonfall“ droht das Leben, wie wir es kennen, für immer ausgelöscht zu werden, nachdem unser ständiger Begleiter im Weltall, der Mond, aus seiner Umlaufbahn geraten ist (siehe auch Video oben). Nur wenige Wochen vor der herannahenden Gefahr ist die ehemalige Astronautin und NASA-Offizierin Jo Fowler (Oscar-Preisträgerin Halle Berry) überzeugt zu wissen, wie sie die Menschheit retten kann. Doch nur zwei Mitstreiter sind auf ihrer Seite: Astronaut und Ex-Kollege Brian Harper (Patrick Wilson, „Conjuring“-Trilogie) und der selbsternannte Astro-Experte K.C. Houseman (John Bradley, „Game of Thrones“). Das kleine Team startet zu einer allerletzten Mission ins Weltall und macht eine unglaubliche Entdeckung: Unser Mond ist nicht das, was wir immer glaubten. So die Kurzversion des Inhalts.

(Bild: © 2022 LEONINE)
(Bild: © 2022 LEONINE)
(Bild: © 2022 LEONINE)
(Bild: © 2022 LEONINE)

Katastrophenfilm mit viel Astrophysik
Was man sich als Zuschauer von „Moonfall“ erwarten kann? Spektakuläre Katastrophenbilder natürlich, für die der deutsche Filmemacher Roland Emmerich dank Filmen wie „The Day After Tomorrow“ oder „2012“ weltberühmt geworden ist. Wie schon in seinen erfolgreichsten Werken, allen voran dem 90er-Blockbuster „Independence Day“, taucht Emmerich in „Moonfall“ jetzt noch tiefer in die Welt des Science-Fiction ein, um eine packende Story auf die große Leinwand zu bringen. So geht es dem Regisseur letztlich weniger um das Zelebrieren der nächsten Special-Effekte-Zerstörung der Erde, sondern um die möglichst authentische Realisierung einer Vielzahl von astrophysischen Ideen und Theorien.

Tricktechnisch kann sich „Moonfall“ mit jedem aktuellen Hollywood-Blockbuster messen. Der Film ist auf der großen Leinwand ein visuelles Spektakel - in Bildern erzählt, die man so noch nicht im Kino gesehen hat. Inhaltlich greifen Emmerich und sein Team, darunter sein regelmäßiger Mitstreiter Harald Kloser, hingegen auf so manches Klischee zurück, vor allem wenn es um die menschlichen Protagonisten geht (Stichwort Vater-Sohn-Beziehungen). Das soll aber niemanden davon abhalten, den Film im Kino zu genießen. Fans der B-Movies der 50er, der Verschwörungsthriller der 70er und natürlich von bildgewaltigen Katastrophenfilmen kommen bei „Moonfall“ auf jeden Fall auf ihre Kosten!

Ohne „Science“ keine „Fiction“
Auch echte Science-Fiction-Fans brauchen angesichts des Effekte-Spektakels nicht die Nase zu rümpfen. Ganz im Gegenteil, denn „Moonfall“ ist ein wissenschaftlich aufwändig zubereiteter Leckerbissen, bei dem die Filmemacher die „Science“ sehr ernst genommen haben. Emmerich spannt dabei einen Bogen um die letzten 50 Jahre Weltraumfahrt: mit der unvergesslichen Mondmission der Apollo 11 im Jahre 1969 als historischem Ausgangspunkt. Während in vielen Genrefilmen wissenschaftliche Hintergründe aber oft eine untergeordnete Rolle spielen würden - vor allem Star Trek und die Filme von Christopher Nolan wie „Interstellar“ müsse man hier ausnehmen - „war es Roland Emmerich sehr wichtig, dass ‚Moonfall‘ bei aller ‘Fiction‘ auch ein gutes Fundament in ‘Science‘ hat“, gibt Weltraum-Designer Johannes Mücke zu bedenken.

Physiker und Autor Werner Gruber (li. im Bild) und Hollywood-Designer Johannes Mücke (rechts) halfen Roland Emmerich, den Mond in „Moonfall“ auf die Erde stürzen zu lassen! (Bild: 2022 NHM Wien, Alice Schumacher)
Physiker und Autor Werner Gruber (li. im Bild) und Hollywood-Designer Johannes Mücke (rechts) halfen Roland Emmerich, den Mond in „Moonfall“ auf die Erde stürzen zu lassen!

Der deutsche Designer, der sein Büro in Wien hat, weiß, wovon er spricht. Er hat schon für Emmerichs „Independence Day 2“ Raumschiffe, Aliens und fremde Welten entwickelt. Bei „Moonfall“ war Mücke für alle Aspekte des Science-Fiction-Designs verantwortlich. Als wissenschaftlichen Berater hatte er den bekannten Physiker Werner Gruber an der Seite. Dem Duo, beide ausgesprochene Fans von Science-Fiction, ist die Begeisterung über ihre Beteiligung an dem Filmprojekt deutlich anzumerken.

Beide betonen, wie enorm wichtig es war, die physikalischen Parameter eines auf die Erde stürzenden Monds so realistisch wie möglich zu behandeln. Die Filmemacher nahmen es so ernst, dass letztlich die Geschichte selbst sich daran orientiert und entsprechend immer wieder Anpassungen am Drehbuch vorgenommen wurden. So kommt es, dass der Mond in „Moonfall“ kein natürliches Objekt (so viel wurde übrigens bereits im Vorfeld des Kinostarts verraten) ist. Emmerich und sein Team ließen sich dazu von einer Theorie inspirieren, die den Erdtrabanten als eine sogenannte Megastruktur, also ein gigantisches künstlich geschaffenes Objekt, betrachtet.

Weltraum-Designer Mücke: „Das ist wirklich spannend“
Für Mücke war am spannendsten, „dass wir uns beim Design und Worldbuilding des Settings weit in astrophysische Phänomene und naturwissenschaftliche Gesetze hineinlehnen mussten. Science-Fiction-Design mit einem Augenmerk auf astrophysische Wirklichkeit zu entwickeln - das ist wirklich spannend“, so der Architekt und Designer, der mehr als sechs Jahre von der Idee bis zur Umsetzung an „Moonfall“ beteiligt war. Die Zusammenarbeit mit Emmerich sei „jedes Mal vor allem vor dem Dreh von großer kreativer Freiheit geprägt. Wir sitzen zusammen und werfen Ideen hin und her bis wir happy mit dem Outcome sind“, gibt Mücke Einblicke in den Produktionsprozess.

Johannes Mücke beförderte bereits in Roland Emmerichs „Independence Day 2“ Liam Hemsworth und Jeff Goldblum ins Universum mittels gigantischem „Moon Tug“. (Bild: 2022 NHM Wien, Alice Schumacher)
Johannes Mücke beförderte bereits in Roland Emmerichs „Independence Day 2“ Liam Hemsworth und Jeff Goldblum ins Universum mittels gigantischem „Moon Tug“.

„Im Drehbuch ging es vor allem darum, dass man nicht gegen Naturgesetze verstößt“, erklärt indessen Physiker Gruber, der die „Science“ im Drehbuch im Blick hatte. „Manchmal muss man nur einfach die Begriffe tauschen und schon ergibt das Drehbuch einen Sinn. Wenn man ‚lügt‘, sollte man professionell lügen - also nicht gegen die Naturgesetze verstoßen“, beschreibt der Wissenschaftsexperte die Arbeit an „Moonfall“. So sei zwar die Existenz von Außerirdischen „sehr unwahrscheinlich, aber wir können es nicht vom Standpunkt der Naturwissenschaft ausschließen“.

Gruber über wissenschaftliche Herausforderungen
Von der Masse des Mondes über seine Anziehungskraft bis hin zur geänderten Umlaufbahn: Gruber erinnert sich an die vielen wissenschaftlichen Herausforderungen, die es zu bewältigen galt: „Die Energiequelle im Inneren des Mondes ist auch so ein Thema. Ursprünglich dachten wir an ein Fusionskraftwerk. ABER: da wäre die Anziehungskraft des Mondes zu gering gewesen, also musste etwas Schwereres her - so wurde die Energiequelle ein weißer Zwerg. Wie man so etwas technisch umsetzt, ist eine andere Frage, aber naturwissenschaftlich ist alles in Ordnung“.

(Bild: 2022 NHM Wien, Alice Schumacher)

Was das Design des künstlichen Mondes betrifft, war Designer Mücke gefragt. „Ich könnte gar nicht sagen, was jetzt konkrete Vorbilder für ‚Moonfall‘ waren, da sich der Designprozess ja über sechs Jahre hingezogen hat, aber Buckminster Fullers geodätische Kuppeln und der eine oder andere Fußball waren sicherlich mal auf dem Bildschirm“, erinnert er sich zurück.

Gedankenaustausch zwischen Kino und Forschung
Generell sei es „unheimlich aufregend, Welten zu bauen und alternative Realitäten zu ersinnen“, zieht auch Gruber eine positive Bilanz von seinem Mitwirken an dem Hollywood-Blockbuster. „Da ich ja immer noch in der Forschung bin, findet der Gedankenaustausch mit dem Kino in beiden Richtungen statt. Das heißt, selber liefert man Wissen, an das noch keiner gedacht oder das überhaupt bekannt war und andererseits inspirieren die Ideen des Kinos - insbesondere natürlich die von Roland Emmerich und Johannes Mücke - darüber nachzudenken, wie man dieses oder jenes bauen oder umsetzen kann“.

Werner Gruber (li.) und Johannes Mücke bereitete die Arbeit an „Moonfall“ große Freude. (Bild: 2022 NHM Wien, Alice Schumacher)
Werner Gruber (li.) und Johannes Mücke bereitete die Arbeit an „Moonfall“ große Freude.

Im Gespräch mit Werner Gruber und Johannes Mücke wird jedenfalls deutlich, wie viel wissenschaftliche Detailarbeit hinter all den bombastischen Momenten in „Moonfall“ steckt. Und wie viel Science-Fiction-Liebe auch aus Österreich in die Realisierung des Hollywood-Projekts geflossen ist. Wenn es Gruber zufolge gelingen würde, einen fantastischen Gedanken von der Kinoleinwand ins reale Leben rüberzubringen, „dann würde sich ein ganz großer Traum erfüllen“!

„Moonfall“ läuft ab sofort im Kino!

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