Wegen Pandemie

Skikurse liegen seit zwei Jahren auf Eis

Österreich
13.02.2022 08:48

Während unsere Skistars bei Olympia triumphieren, werden Sorgen um die nächste Generation lauter. Wer soll Mayer und Co. nachfolgen, wenn Corona keine Wintersportwochen mehr zulässt?

Österreichs Sportasse sorgen in Peking für Furore. Ob auf einem oder auf zwei Brettln – Rot-Weiß-Rot mischt mit dem Medaillenregen bei Olympia um einen Topplatz in der Nationenwertung mit. Unser Team ruft es mit den Erfolgen laut heraus: „Wir sind eine der führenden Wintersportnationen der Welt!“

Doch wird dies auch so bleiben? Ein Blick auf die Skikursstatistik lässt bangen. Denn durch die Corona-Pandemie sind schulische Wintersportwochen jetzt zwei Jahre lang ausgefallen. Waren Ende der 70er-Jahre noch 250.000 Kinder pro Schuljahr auf Skikurs, kamen vor Corona im Jahr 2018/19 laut dem Verein Wispowo nur noch 160.000 Schüler im Rahmen der Schule in Kontakt mit der weißen Pracht – einzelne Skitage mit einberechnet.

Auch inspiriert von den Erfolgen unserer Olympiahelden Matthias Mayer und Co. hoffen Schüler darauf, dass Skikurse bald wieder möglich sind. (Bild: APA/EXPA/LUKAS HUTER)
Auch inspiriert von den Erfolgen unserer Olympiahelden Matthias Mayer und Co. hoffen Schüler darauf, dass Skikurse bald wieder möglich sind.

Experte: „Auswirkung auf das spätere Freizeitverhalten“
„Seit Frühling 2020 lernten keine Schüler mehr über die Schule Ski fahren. Das wird sehr wohl Auswirkung auf das spätere Freizeitverhalten haben“, sagt Marco Cerny, Geschäftsführer des Vereins, der Anlaufstelle Nummer eins für Lehrer ist, wenn es um die Umsetzung von Wintersportwochen geht. Während der Sicherheitsphase an Schulen sind Skikurse gänzlich untersagt, viele Lehrer gaben die Hoffnung noch nicht auf und planten ihre Skikurse im März: „Leider werden die Schulen sehr kurzfristig erfahren, ob der nächste Erlass eine Realisierung möglich macht“, so Cerny.

Positive Signale, Wintersportwochen wieder zu forcieren, sobald die Pandemie es zulässt, gibt es von Wirtschaft, Tourismus und auch seitens der Politik. „Gemeinsame Erlebnisse mit Freunden – das alles ist in der Pandemie viel zu kurz gekommen. Mit einem umfassenden Sofortpaket zur Unterstützung der Schüler wollen wir die negativen Auswirkungen abfedern“, so Bildungsminister Martin Polaschek, der einen mit fünf Millionen Euro dotierten Schulfonds zur Förderung der Klassengemeinschaft ins Leben rief. Pro Schulklasse werden ab dem neuen Semester Schulveranstaltungen mit 500 Euro unterstützt.

Schulische Aktivitäten

Teilnehmerzahlen an mehrtägigen Schulaktivitäten im Schuljahr 2018/19 (vor Corona):

Projektwoche: 214.274 Schüler
Wintersportwoche: 109.426 Schüler
Schulskitage: 44.391 Schüler
Sommersportwoche: 73.347 Schüler
Sprachreise: 47.190 Schüler
Berufspraktische Tage: 42.632 Schüler

Aktuell sind all diese Aktivitäten nicht erlaubt.

Das Interesse aus der Lehrerschaft, rasch wieder Wintersportwochen durchzuführen, ist seit Pandemiebeginn gestiegen. Dass das Skivergnügen kommenden Winter wieder unbeschwert steigen kann, ist zu bezweifeln.

Interview mit Schröcksnadel: „Wintersport gehört zu unserer Kultur“
„Krone“:
 Herr Schröcksnadel, Sie setzten sich in Ihrer Ära als ÖSV-Präsident für Skikurse ein. Wie sehr braucht die Wintersportnation Österreich den Schulsport?
Peter Schröcksnadel: Die Entwicklung ist sehr traurig. Die Zahlen von Kindern, die an Skikursen teilnehmen, haben sich in den letzten Jahrzehnten halbiert. Durch Corona geht sie aktuell gar gegen null.

Peter Schröcksnadel (Bild: GEPA)
Peter Schröcksnadel

Warum sind Wintersportwochen so wichtig?
Das Fehlen von Skikursen hat auch einen enormen volkswirtschaftlichen Effekt. Denn jene Kinder, die über den Skikurs zum Skifahren gekommen sind, bleiben dem Wintersport in der Regel auch im Erwachsenenalter treu. Und das hält Tourismus und Wirtschaft in Schwung.

Sie denken rein wirtschaftlich?
Keineswegs: Schulskikurse haben auch einen großen sozialen Nutzen. Die Woche ist ein Gemeinschaftserlebnis. Auch in puncto Integration können sie viel bewirken. Kinder mit Migrationshintergrund bekommen so einen Bezug zur Kultur in unserem Land. Und zu dieser gehört der Wintersport in den Bergen untrennbar dazu.

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