Störfälle wären fatal
Die Angst bleibt: Nukleare Gefahren für Europa
Der Super-GAU von Tschernobyl ist auch fast 36 Jahre danach vielen in Erinnerung geblieben. Auch die Angst bleibt. Denn in der Ukraine sind 17 Reaktoren sowjetischer Bauart in Betrieb. Der Wiener Experte Cornelius Granig warnt daher jetzt eindringlich vor den atomaren Gefahren im Falle eines Krieges.
Als Landeschef von Siemens hatte Cornelius Granig, der auch den Thinktank „Europäisch-Ukrainischer Energierat“ leitet, einige dieser teils maroden Atomkraftwerke besucht - und warnt daher gerade im Hinblick auf die derzeitige Kriegsgefahr in der Ukraine vor möglichen Auswirkungen auf den Westen: „Die Hälfte des ukrainischen Stroms wird von Kernreaktoren produziert, die größtenteils noch aus der Zeit der Sowjetunion stammen. Die Ukraine ist aus diesem Grund auch heute noch immer sehr abhängig von der Lieferung von Brennstäben aus Russland, das auch Lagerstätten für den Atommüll bereitstellt.“
Appell: „Im letzten Augenblick noch alle Möglichkeiten einer diplomatischen Lösung des politischen Konflikts in Betracht ziehen, um keine Energiekrise in der Ukraine heraufzubeschwören oder durch einen Konflikt die Sicherheit der Anlagen zu gefährden.“ Granig befürchtet, dass „ein Störfall in nur einem einzigen Reaktor dramatische Folgen für Europa und damit auch für Österreich haben würde“.
Ein Blick auf die Landkarte befeuert seine Sorge: „Das älteste AKW steht in der Stadt Riwne – nur 750 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt. 7000 Menschen arbeiten in diesem Kraftwerk, in dem seit 1980 vier Atommeiler in Betrieb genommen wurden. „Von Ausfällen und Cyberangriffen hört man nur deswegen wenig, weil Kiew den gesamten Nuklearsektor vom Internet abgekoppelt hat.“
Unter Federführung der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA wird deswegen an einem Programm zur Verbesserung der Sicherheit in den ukrainischen Kernkraftwerken gearbeitet.
Von Ausfällen und Cyberangriffen hört man nur deswegen wenig, weil Kiew den gesamten Nuklearsektor vom Internet abgekoppelt hat.
Cornelius Granig
Granig, auch Cyberwar-Berater der Ukraine, betont, wie wichtig es sei, das Land bei der Modernisierung des Energiesektors zu unterstützen: „Auf der einen Seite verfügt das Land über große Gasspeicher und ein riesiges reparaturbedürftiges Pipelinesystem, über das viele Länder der EU - so auch Österreich - seit Jahrzehnten versorgt werden. Auf der anderen Seite ist es wichtig, rasch die Sicherheit der Kernkraftwerke zu verbessern und die Nutzung alternativer Energien im Land zu forcieren, damit in Zukunft auch für die Ukraine, ein ,Green Deal‘ möglich wird.“
USA ziehen Mitarbeiter der OSZE-Mission ab
In der Ukraine-Krise hat ein erneutes Telefonat zwischen US-Präsident Joe Biden, Kremlchef Wladimir Putin sowie Frankreichs Präsident Macron keine Entspannung gebracht. Laut Augenzeugen ziehen sich die US-Mitarbeiter der OSZE-Mission in der Ostukraine von dort zurück.
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