„Krone“-Kolumne

Valentinstag: Ein Herz für Pralinen?

Kolumnen
14.02.2022 08:05

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller über die Zumutungen materieller Liebesbeweise.

Valentinstag präsentiert sich voller Romantik. Aus der Nähe betrachtet jedoch ist der Tag der Liebesbekundungen voller Fallen. Eine kleine Aufmerksamkeit soll eigentlich die Liebe bezeugen. Und spiegelt doch nur allzu oft das Verhältnis des Liebespaares auf unangenehm ehrliche Art und Weise wider.

So zum Beispiel bei Helmut und Elisabeth. Elisabeth liebt eigentlich aufmerksame Geschenke: Schmuck, Pralinen, Blumen, sie akzeptiert alles, was ihr das Gefühl vermittelt, wertgeschätzt zu werden. Helmut, im Gegenzug, hasst diese gekünstelte Schenkerei. Er versteht überhaupt nicht, warum seine Ehefrau auf diese Oberflächlichkeiten so viel Wert legt.

Elisabeth liebt besonders eine bestimmte Sorte Schokolade-Pralinen. Berufsbedingt muss sie allerdings immer schön und schlank sein. Deshalb ist sie quasi auf Dauer-Diät. Helmut überlegt sich eine besondere Aufmerksamkeit für seine Ehefrau. Er schenkt Elisabeth zum Valentinstag gleich drei Packungen ihrer Lieblings-Pralinen. Allerdings: leer. Damit sie sich um ihre Figur keine Sorgen machen muss.

In puncto Aufmerksamkeit kann man Helmut wirklich gratulieren. Das Geschenk ist wohldurchdacht und auf jeden Fall persönlich für seine Ehefrau ausgewählt. Elisabeth findet die leeren Pralinen-Schachteln allerdings weniger lustig. Das provokante Geschenk bringt die schwierige Balance ihrer Beziehung ins Wanken, nicht zuletzt, weil seine verweigerte Liebesbekundung sie in diesem schwierigen Jahr besonders hart trifft. Kein Geschenk wäre besser gewesen.

Manche Menschen sind einfach ungeschickt im Schenken und legen darauf auch keinen Wert. Hinter solchen Pattsituationen stehen aber oft auch größere Konflikte, die nicht direkt ausgetragen werden. Nur allzu oft mangelt es in Beziehungen an der Bereitschaft, den Partner so zu akzeptieren, wie er ist. Zu Beginn sind Paare willens, Kompromisse zu schließen. Der Partner wird idealisiert und man stellt gerne seine Bedürfnisse in den Hintergrund.

Liebesbeziehungen werden verklärt: Eine Person soll alle unsere Bedürfnisse befriedigen, und tut sie dies nicht, reagieren Menschen mit Ernüchterung. Statt einen Kompromiss zu finden, sind Paare zunehmend enttäuscht. Sich gerade vom Valentinstag, der so stark mit Versprechen aufgeladen ist, eine Lösung dieser Pattsituation zu erwarten, ist überzogen. Denn, wie Tom Hanks als „Forrest Gump“ schon in meiner Jugend formulierte: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt.“

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