Brasilien ist der weltgrößte Produzent von Arabica-Kaffee. Weil dort wegen Frost und Dürre Ernteausfälle drohen, sind die Preise für Rohware weltweit rasant gestiegen. Die Sorte Arabica kostet heuer doppelt so viel wie noch 2021. Kaffeeketten haben ihre Preise bereits erhöht.
Eigentlich hatte man 2022 in Brasilien eine Rekordernte erwartet, jedoch wird das Gegenteil eintreten. „Diese beiden Wetterthemen - Dürre und Frost - haben die Ernte 2022 sehr mitgenommen. Sie wird definitiv kleiner werden. Und dadurch gibt es einfach weniger Kaffee auf dem Markt“, erklärte Kaffee-Experte Jan Lühmann im Ö1-„Morgenjournal“ am Montag. Das führe zu höheren Preisen.
Dazu kommt die allgemein hohe Inflation. Investoren flüchten in sichere Anlagen, die mit stabiler Nachfrage glänzen. Energie, Metalle und auch Agrarprodukte wie Kaffee lassen die Preise steigen.
Arabica-Kaffee kostet so viel wie seit elf Jahren nicht mehr
Vor allem für die Sorte Arabica legen Anleger einen Preis auf den Tisch wie seit elf Jahren nicht mehr. Der US-Terminkontrakt stieg am Montag auf 2,53 Dollar (2,20 Euro) je Pfund. Vor einem Jahr kostete das Pfund noch weniger als 1,30 US-Dollar. Außerdem sinken die Lagerbestände beim Kaffee in Europa, weil die weltweite Logistik stockt und um ein Vielfaches teurer ist. Derzeit können die Lieferungen aus Brasilien laut Experten bis zu 100 Tage dauern, während es vor der Pandemie 30 Tage waren. Der Kaffee sei laut Lühmann zwar da, aber eben am falschen Ort und werde damit zum Spielball an der Börse.
Wegen des Klimawandels droht die Halbierung der bestgeeigneten Anbauflächen für Kaffee.
Umweltforscher Roman Grüter
Klimawandel spielt eine große Rolle
Beim Blick in die Zukunft wachsen jedenfalls die Sorgen. „Wegen des Klimawandels droht die Halbierung der bestgeeigneten Anbauflächen für Kaffee“, sagt Umweltforscher Roman Grüter von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im „Morgenjournal“. Und fügte hinzu: „Tendenziell werden die Anbauflächen schrumpfen. Das heißt aber nicht, dass von heute auf morgen der Anbau nicht mehr möglich sein wird.“ Dringend nötig seien Anpassungsmaßnahmen im Kaffeeanbau. Der Boden muss laut Grüter Wasser länger speichern können. Es brauche Beschattung und Windschutz.
Jeder Österreicher gibt im Schnitt 414 Euro im Jahr für Kaffee aus
Der Konsum von Kaffee in Österreich ist derzeit jedenfalls noch konstant hoch. 84 Prozent der Menschen starten laut Statistik mit Kaffee in den Tag, 66,7 Prozent genießen ihn auch nachmittags. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl werden in Österreich, wo im Schnitt pro Kopf und Jahr mehr als 162 Liter getrunken werden, etwa 414 Euro pro Kopf umgesetzt. Die meisten Menschen bringen es am Tag auf zwei bis drei Tassen oder Häferl.
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