Seit 2011 müssen Unternehmen ab 150 Mitarbeitern Gehälter intern publik machen - eine Maßnahme zur Reduzierung des Gender Pay Gaps, die laut einer neuen Studie erfolglos war. Der Equal Pay Day zeigt, dass Österreichs Frauen 46 Tage im Jahr gratis arbeiten, der Gender Pay Gap liegt laut „Business & Professional Women Austria“ derzeit bei 12,7 Prozent.
„Es war überraschend, dass wir überhaupt nichts gefunden haben“, so der österreichische Studienautor und Juniorprofessor an der Universität Mannheim Andreas Gulyas. Um einen Effekt zu erzielen, könne bei der Lohntransparenz nachgeschärft werden. Forscher verglichen Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern mit kleineren, die keine Einkommensberichte erstellen müssen.
Nicht nur gibt es laut Studie keine Wirkung auf den Gender Pay Gap und individuelle Gehälter. Beispielsweise fanden die Forscher auch bei Mitarbeitern, die länger bei einer Firma tätig waren und die offengelegten Gehälter so für eine Neuverhandlung ihres eigenen Einkommens nutzen hätten können, keine Veränderung.
Gulyas schlägt vor, dass Firmen Durchschnittsgehälter nicht nur intern veröffentlichen sollen. Denn Gehaltsunterschiede entstehen auch dadurch, dass Frauen eher bei schlechter zahlenden Firmen arbeiten - möglicherweise, weil sie über keine so guten Netzwerke verfügen. Ist öffentlich bekannt, wie viel eine Firma bezahlt, können Frauen besser vergleichen und die Informationen bei Gehaltsverhandlungen nutzen. Unternehmen könnten so außerdem durch eine kritische Öffentlichkeit gezwungen werden, die Gehältervergabe zu korrigieren.
Einkommensunterschiede: Firmen sollten selbst aktiv werden
Ein anderer Ansatz sei, Firmen zu zwingen, bei Gehaltsunterschieden zwischen Frauen und Männern zu reagieren. Denn sieht sie sich mit einem geringeren Gehalt konfrontiert, muss eine Arbeitnehmerin derzeit noch selbst aktiv werden und verhandeln. Frauen gehen - das zeige die Literatur - allerdings risikoaverser in Gehaltsverhandlungen. Damit Mitarbeiterinnen aktiv werden, müsse der Gehaltsunterschied derzeit groß und ungerechtfertigt genug sein.
Lohntransparenz sei „nicht die Politikmaßnahme, die alle Probleme aus der Welt schaffen kann“, stellte Gulyas zusammenfassend fest. Denn vor allem nach der Geburt eines Kindes haben Frauen mit Problemen in der Arbeitswelt zu kämpfen: „Frauen übernehmen mehr Pflichten als Männer“, sagte der Forscher; während Männer weiter Vollzeit arbeiten, übernehmen Frauen flexiblere Teilzeitjobs. Eine gerechtere Aufteilung der Kinderbetreuung, den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen sowie finanzielle Anreize für Männer, in Karenz zu gehen, hält der Forscher für wirksamere Methoden hin zu einem geringeren Gender Pay Gap.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.