Weiter gesunkene Anzahl angezeigter Straftaten, aber Cyberkriminalität, die Demonstrationen der Corona-Maßnahmengegner und das Schlepperwesen als die größten Herausforderungen - das ist die Bilanz der polizeilichen Kriminalstatistik 2021, die am Dienstagvormittag im Innenministerium präsentiert wurde. Stark gesunken sind - wohl pandemiebedingt - Einbrüche und Kfz-Diebstähle, deutlich gestiegen ist die Gewalt in der Privatsphäre um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hob am Dienstagvormittag hervor, dass die Anzahl der Anzeigen mit rund 411.000 auf einem historischen Tiefstand angekommen sei. Zudem freute er sich über den Höchstwert bei der Aufklärungsquote (55,3 Prozent). Eine Herausforderung sei aber die Cyberkriminalität. Hier sei im vergangenen Jahr ein Anstieg um rund 30 Prozent zu verzeichnen gewesen. Mehr als 100 Beamte sollen künftig dagegen vorgehen, Verschärfungen bei Strafen sollen im Rahmen einer Kriminaldienstreform geprüft werden, kündigte Karner an.
Teils „erheblicher finanzieller Schaden“ durch Betrug im Netz
Im Vorjahr gab es 46.179 Cybercrime-Anzeigen - um fast ein Drittel mehr als 2020. Der Großteil der Online-Kriminalität entfiel wieder auf Betrug. So wurden 2021 insgesamt 22.440 Anzeigen wegen Internetbetrugs erstattet, ein Fünftel mehr als 2020. Betrug habe sich in den virtuellen Raum verlagert und mit diesen Delikten sei den Betroffenen zum Teil erheblicher finanzieller Schaden zufügt worden, sagte Karner. Ein trauriger Höchststand wurde beim Online-Kindesmissbrauch verzeichnet - aber auch hier sei die Aufklärungsquote gestiegen.
Auch die Demonstrationen seien im Jahr 2021 eine große Herausforderung gewesen. Eine deutliche Steigerung habe es dabei bei Anzeigen nach dem Verbotsgesetz gegeben: 1671 im Vorjahr. Die Verharmlosung des Holocaust bei den Kundgebungen sei „eine besondere Herausforderung“. Es sei die „notwendige Aufgabe, dass wir gegen jedwede Form des Antisemitismus vorgehen“, betonte der Minister. Auch wenn die Anzahl der Teilnehmer an solchen Demonstrationen zurückgegangen sei, so müsse man trotzdem wachsam bleiben.
60 Polizisten bei Demonstrationen verletzt
2100 Versammlungen wurden 2021 angezeigt, Polizisten leisteten knapp 600.000 Einsatzstunden, berichtete Karner. Dabei wurden 25.000 Verwaltungsanzeigen erstattet und 550 nach dem Strafrecht. „200 Personen wurden nach der Strafprozessordnung festgenommen, 200 nach dem Verwaltungsstrafgesetz“, sagte der Innenminister. Bei den Demonstrationen wurden etwa 60 Beamte verletzt.
Menschenleben spielen in diesen Strukturen keine Rolle.
Innenminister Karner über den Bereich Schlepperkriminalität
Verdoppelung bei Anzeigen wegen Schlepperei
Auch die Schlepperkriminalität sei „ein großes Problem“. 3570 Anzeigen wegen Schlepperei seien 2021 erstattet worden - das sei eine Verdoppelung zum Vorjahr, betonte Karner. Etwa 400 Schlepper wurden festgenommen. Karner kündigte klare Schwerpunkte im Kampf gegen das Schlepperwesen an. Im Innenministerium sei ein Büro eingerichtet worden, das sich intensiv mit dem Problem Schlepperkriminalität auseinandersetze. Auch bei der Rückführungskonferenz kommende Woche in Wien werde man das Thema behandeln.
Mehr häusliche Gewalt, weniger Drogen- und Eigentumsdelikte
Während im Jahr 2020 mehr als 40.000 Drogendelikte erfasst wurden, waren es 2021 34.837 (minus 13,6 Prozent). 108.613 Eigentumsdelikte gab es 2021, nach rund 128.000 im Jahr davor (minus 15,2%). Einbruchsdiebstähle in Wohnraum sanken um 26,9 Prozent (von 6420 auf 4691). Auch die Anzahl der Kfz-Diebstähle ging um fast 20 Prozent zurück (1168 im Jahr 2021). Raub nahm um 1,7 Prozent zu (1780 Straftaten). Das sei der zweitniedrigste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich, hob der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, hervor.
Gewalt-Straftaten wurden im Jahr 2021 in Österreich 67.441 verzeichnet - ein kleines Plus von 0,6 Prozent gegenüber 2020. Allerdings nahm die Gewalt in der Privatsphäre um mehr als zehn Prozent zu: Nach 18.360 Straftaten im Jahr 2020 wurden im Jahr 2021 20.213 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich lag bei 99,8 Prozent.
Auch Gewaltschutz eine „Priorität“
Auch der Gewaltschutz gehöre zu den Prioritäten, so Ruf, der auf bereits getroffene Maßnahmen wie das Gewaltschutzpaket verwies. Im Vorjahr wurden von der Regierung 25 Millionen Euro für den Frauen-Gewaltschutz budgetiert. Im März geht eine App, die in Notsituationen einen „stillen Notruf“ direkt bei der Polizei absetzt, online. Auch wurde der Ausbau von Fachberatungsstellen für sexuelle Gewalt angekündigt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.