Ein nackter Mann an einer Hundeleine wird von einer Frau im Leder-Outfit herumgeführt. Zwei Stripperinnen tanzen neben einer Bar. Eine Gruppe - ein Mann trägt eine Nazi-Uniform - hat sich um ein Paar versammelt, das Sex hat, sieht zu und kommentiert das Treiben. Das ist keine Szene aus der realen Welt, sondern aus dem Online-Game „Roblox“ - einem der beliebtesten Videospiele für Kinder.
Bei „Roblox“ handelt es sich - siehe Video - um einen erfolgreichen Baukasten, mit dem die Nutzer eigene Videospiele erstellen können. Das Konzept ist äußerst erfolgreich - aber auch problematisch, berichtet die britische BBC unter Berufung auf die geschilderten Szenen. Manche Nutzer bauen in „Roblox“ keine harmlosen Kinderspiele, sondern treffen sich in „Condos“ genannten Spielen zum virtuellen Sex.
Wir wissen, dass es eine extrem kleine Untergruppe von Benutzern gibt, die absichtlich versuchen, die Regeln zu brechen.
Stellungnahme der Betreiber
Die nicht jugendfreien Inhalte verstören Eltern, die befürchten, ihre Kinder könnten darauf stoßen. Der „Roblox“-Betreiber räumt ein, dass es ein Problem gibt: „Wir wissen, dass es eine extrem kleine Untergruppe von Benutzern gibt, die absichtlich versuchen, die Regeln zu brechen.“ Normalerweise nehme man solche Condo-Spiele offline, sobald sie entdeckt werden. Aber die manuelle und automatische Moderation entdeckt nicht jeden Regelverstoß sofort.
Es gibt Leute, die sich alle Mühe geben, das System zu überlisten.
Larry Magid, ConnectSafely
Larry Magid von der Jugendschutz-NGO ConnectSafely spricht von einem „Katz-und-Maus-Spiel“. „Es gibt Leute, die sich alle Mühe geben, das System zu überlisten.“ Zwar müsse man im „Roblox“-Universum gezielt nach solchen Inhalten suchen. Wenn man das tue, finde man sie aber. Das sei angesichts der vornehmlich sehr jungen Zielgruppe des Online-Games ein echtes Problem: „Roblox“ werde von vielen Kindern unter 13 Jahren genutzt.
Jugendschützer warnt vor Pädophilen
Besonders problematisch sei, dass Minderjährige und Erwachsene aufeinandertreffen könnten. Über die integrierte Chatfunktion könnten Pädophile an Kinder herantreten, befürchtet der Jugendschützer. Die Betreiber beschwichtigen: „Roblox“ biete eine Jugendschutzfunktion, mit der Eltern regeln können, mit wem ihre Kinder chatten. Man verfolge eine Null-Toleranz-Politik bei sexuellen Inhalten.
Derbe Sprache nicht nur bei Condo-Spielen
Allerdings müssen minderjährige „Roblox“-Gamer nicht zwingend in den Condo-Untergrund abtauchen, um nicht jugendfreier Sprache ausgesetzt zu werden. Laut BBC finde man auch in harmlos wirkenden „Roblox“-Games mitunter Nutzer, die anzügliche Dinge posten.
Sie haben die Anonymität und Sie haben den Enthemmungseffekt. Diese Plattform bietet den Spielplatz, um alles zu tun, was Sie wollen.
Psychologin Liraz Margalit
Das sei bei „Roblox“ und neuen Plattformen im „Metaverse“ auch zu erwarten, analysiert die Psychologin Liraz Margalit. „Sie haben die Anonymität und Sie haben den Enthemmungseffekt. Diese Plattform bietet den Spielplatz, um alles zu tun, was Sie wollen.“
Kreatives Game für sehr junge Zielgruppe
„Roblox“ richtet sich vornehmlich an Kinder, wird am Smartphone, dem PC oder der Xbox One gespielt und existiert schon seit 2006. Spielerisch erinnert es ein wenig an den Megahit „Minecraft“ und soll die Kreativität fördern, indem Kinder ihre eigenen Minispiele basteln.
Die Organisation PEGI gibt dem Spiel eine Altersfreigabe von sieben Jahren. „Roblox“ enthält für so junge Spieler sogar zusätzliche Sicherheitsoptionen. Die Initiative SaferInternet rät Eltern, diese Funktionen auch in Anspruch zu nehmen, mit ihren Kindern über das Spiel zu reden und Interesse zu zeigen.
Ein Tipp, der nicht nur bei „Roblox“ Gültigkeit hat: So machten etwa auch Berichte die Runde, wonach sich Pädophile im Multiplayer-Shooter „Fortnite“ an ihre minderjährigen Opfer heranmachen.
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