Die überraschende Absage des Politischen Aschermittwochs der FPÖ in Ried im Innkreis ist nur die Spitze des wachsenden Unmuts gegenüber dem polternden Bundesparteichef Herbert Kickl. Derzeit kollidiert er vor allem mit dem Eisberg Oberösterreich.
Als „Top-Termin“ ist der Politische Aschermittwoch im Veranstaltungskalender markiert. Allerdings jener der bayerischen CSU in Passau. Im vergangenen Jahr hielt Ministerpräsident Markus Söder dort seine Rede digital vor Pappaufstellern. Heuer will man laut Bayerischem Rundfunk trotz Corona wieder mehr Präsenz in der Dreiländerhalle – 150 bis 200 Gäste sollen teilnehmen dürfen.
Anders in Oberösterreich, wo die Welt offenbar nicht mehr lange steht: Ausgerechnet zum dreißigjährigen Jubiläum hat die FPÖ, wie berichtet, diesen seit 1992 gleißenden politischen Fixstern komplett abgesagt. Unsere Analyse, dass diese Absage nicht so sehr Corona geschuldet ist, sondern „in Wahrheit wohl wegen Obmann Kickl“ erfolgte, blieb am Dienstag unwidersprochen. Im Gegenteil, das aber nur hinter vorgehaltener Hand.
Kickl-Kritik wird als befreiend empfunden
Denn die Absage ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs, an dem Kickl (politisch) zerschellen soll. Gegenwärtig wird die Nr. 3/2022 von Andreas Mölzers FPÖ-Postille „Zur Zeit“ begeistert unter bürgerlichen Freiheitlichen umhergereicht. Sie ist voller Kritik an Kickl. Der habe sich mit seinem Corona-Widerstand in eine Sackgasse verrannt, unter ihm werde die FPÖ gerade ihrer „Aufgabe als bürgerliche Alternative am wenigsten gerecht“, bringt es der Historiker Lothar Höbelt auf den Punkt.
Im Landtagswahlkampf im Vorjahr durfte Kickl in Oberösterreich noch auftreten, obwohl sich OÖ-Parteichef Manfred Haimbuchner davor bis zuletzt gegen das Absägen von Norbert Hofer gestemmt hatte und im Parteivorstand nicht mittat, als Kickl designiert wurde.
Wechselwähler kehren nicht mehr zur FPÖ zurück
Vom Verfall der Türkisen auf Bundesebene profitiere Blau nicht, wird intern gerügt: „Die vormaligen blau-schwarzen Wechselwähler verlassen die ÖVP, kehren aber dank Kickl nicht mehr zur FPÖ zurück. Diejenigen, die Geschmack am Kickl-Geschrei gefunden haben, gehen lieber gleich zur MFG“, analysiert ein Oberösterreicher die Lage.
Die Hoffnung wird ins Linzer Landhaus gesetzt
In Oberösterreich wird auch die Hoffnung auf (personelle Besserung) gesucht: „In Oberösterreich ist die FPÖ mit Manfred Haimbuchner ein erfolgreicher, sachkompetenter Faktor in der Landesregierung“, schwärmt Kärntens Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler in „Zur Zeit“. Dort trapst die Nachtigall schon ziemlich, wenn Dörfler sagt: „Auch der Welser Bürgermeister Andreas Rabl ist ein blauer Überflieger.“
Das hat auch den wahren Kern, dass Rabl viel eher Bundesparteiobmann der FPÖ werden könnte als Haimbuchner. Weil Rabl es (vermutlich) mehr will. Offen deklariert sich allerdings (noch) keiner, Kickl sitzt ja noch oben im Sattel.
„Beinschab-Methoden“ gegen Norbert Hofer
Aber wie holt man Kickl da herunter? Intern wirft man ihm mittlerweile „Beinschab-Methoden“ bei seinem Griff zur Parteispitze vor: Er habe sich wie Sebastian Kurz bei der Demontage Reinhold Mitterlehners mit bestellten Umfragen gegen den amtierenden Parteichef, damals Norbert Hofer, gestellt. Es wird also eng!
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