Zu schnell gelockert?
Corona-Zahlen aus Dänemark „sehen nicht gut aus“
Eine Impfquote von über 80 Prozent der Bevölkerung hat Dänemark vergleichsweise gut durch die Delta-Welle des Coronavirus gebracht und veranlasste die Regierung sogar, nahezu alle Corona-Maßnahmen aufzuheben. Doch dann kam Omikron und neben den Infektionszahlen schoss auch die Zahl an Covid-Todesfällen in die Höhe. Experten warnen nun davor, bei etwaigen Lockerungsschritten ähnlich vorzugehen. Die aktuellen Infektionszahlen würden „gar nicht so gut“ aussehen.
Während Österreich in einem neuerlichen Öffnungsgipfel über einen sogenannten Freedom-Day diskutiert, hat Dänemark einen ebensolchen bereits hinter sich. Sperrstunden, Abstands- oder Maskenvorgaben in Restaurants, Diskotheken oder bei Sportveranstaltungen haben ausgedient. Doch etwa zwei Wochen nach der Aufhebung der Maßnahmen werden besonders unter internationalen Wissenschaftlern Zweifel laut, ob die Strategie die richtige gewesen ist.
Impfeffekt zeigt Wirkung
Aktuell verzeichnet das Land eine Sieben-Tage-Inzidenz von 5369 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner, die Hospitalisierungsrate ist auf dem höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Am Montag wurden 38.000 Neuinfektionen gemeldet. Schwer Erkrankte gibt es allerdings wenige: Nur rund 30 Menschen müssen derzeit landesweit auf einer Intensivstation wegen einer Corona-Infektion behandelt werden.
Todeszahlen schießen durch die Decke
Die Regierung dort begründete das Ende der Beschränkungen mit der hohen Impfquote in dem EU-Land und einem tendenziell milderen Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit der Omikron-Variante. Doch für die Freiheit zahlt das Land schon jetzt einen hohen Preis, wie die Statistik der Todeszahlen nahelegt.
Dänemark verzeichnet während der Omikron-Welle nach sechs Wochen bereits doppelt so viele Corona-Tote wie nach fünf Monaten Delta. Ein ähnliches Bild zeigt die Statistik zu den derzeitigen Todesfällen durch Omikron in Spanien. Am 11. Februar meldete das Land 251 Todesfälle. Zum Vergleich: Am ersten Dezember 2021 waren es 25. Auch dafür hat die Regierung eine Erklärung parat: Der enorme Anstieg sei durch eine andere Zählweise erklärbar: Bei rund 40 Prozent der Gestorbenen sei Covid-19 zufällig nachgewiesen worden, so das Argument.
„Warnung aus Dänemark“
„Die Daten und Zahlen sehen auf den ersten Blick gar nicht so gut aus“, erklärte nun die Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast „Coronavirus-Update”. Das Beenden der Corona-Regeln sei gerade einmal für zwei, drei Wochen gutgegangen. Auch wenn die Zahlen nur bedingt vergleichbar seien, hält Ciesek eine ähnliche Entwicklung auch in anderen Ländern möglich.
Das Fallenlassen aller Maßnahmen würde zu einem großen Anstieg der Fallzahlen führen. „Dänemark ist für mich eine Warnung, dass man weiter vorsichtig und schrittweise öffnen sollte.“ Zwar habe sich mit Omikron die Fallschwere geändert, letztlich zeige sich aber auch in Dänemark: „Wenn Infektionszahlen stark ansteigen, dann auch die schweren Fälle und die Todesfälle.“ Das wäre dann ein Problem für die Krankenhäuser.
„Mildes, aber schnelleres Virus tötet oft mehr“
Eine ähnliche Einschätzung liefert der bekannte amerikanische Virologe Eric Feigl-Ding. Ein „mildes, aber schnelles“ Virus tötet und schädigt oft mehr Menschen als ein Virus, das langsamer ist und schwerere Verläufe mit sich bringt. Selbst, wenn es nur doppelt so leicht übertragbar und ein Zehntel weniger tödlich ist. Omikron ist aber offenbar drei- bis viereinhalb Mal so ansteckend wie Delta.
So sei aktuell auch die Zahl all jener Menschen, die aufgrund einer Covid-Erkrankung in den Spitälern behandelt werden müssen, höher als bei der vorangegangenen Welle, kritisiert er die Erklärungsversuche der dänischen Regierung.
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