In Impfstoffcontainern
Biontech entwickelte eigene Produktion für Afrika
Um ärmere Länder mit der Impfstoffversorgung zu unterstützen, wurde zuletzt die Forderung laut, die Patente zur Herstellung freizugeben. Das deutsche Unternehmen Biontech lehnte dies stets ab und will nun einen eigenen Weg gehen. Noch dieses Jahr will der Hersteller die Produktion in Afrika starten, wie Biontech am Mittwoch mitteilte. Dazu sollen im zweiten Halbjahr dieses Jahres erste spezielle Container nach Afrika geliefert werden.
Der Produktionsbeginn wird zwölf Monate nach Lieferung der „BioNTainer“ an die endgültige Betriebsstätte erwartet. Die von Biontech entwickelten Container sollen für die Herstellung verschiedener mRNA-Impfstoffe ausgerüstet sein, wie für das Covid-19-Vakzin der Firma und ihres Partners Pfizer, aber auch für die Malaria- und Tuberkuloseimpfstoffe von Biontech, die noch in der Entwicklung sind.
Afrika importiert derzeit 99 % der Impfstoffe
Biontech hatte schon im vergangenen Jahr angekündigt, den Aufbau einer mRNA-Impfstoffproduktion in Afrika zu planen. In Betracht wurden dafür Ruanda und Senegal gezogen. Mit der ruandischen Regierung und dem Institut Pasteur de Dakar aus dem Senegal unterzeichnete das Unternehmen dann im Oktober eine Absichtserklärung.
Noch importiert Afrika 99 Prozent seiner Impfstoffe. Rund 11,5 Prozent der Menschen auf dem Kontinent sind laut dem Portal Our World in Data vollständig gegen Covid-19 geimpft.
Neuartige Produktionsanlage
Biontech präsentierte nun seine neuartige Produktionsanlage bei einem Treffen seines Managements mit dem Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Präsidenten von Senegal, Ruanda und Ghana, dem Direktor der afrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC, John Nkengasong, sowie Entwicklungsministerin Svenja Schulze an seinem Standort im hessischen Marburg.
Die Errichtung von mRNA-Produktionsanlagen in Afrika ist in den Partnerländern Senegal, Ruanda und gegebenenfalls Südafrika geplant, ein neues Projekt in Ghana soll die Herstellung mit Kapazitäten zur Abfüllung und Verarbeitung unterstützen.
Know-how soll weitergegeben werden
Für seinen Covid-19-Impfstoff hatte das Unternehmen im vergangenen Sommer mit der südafrikanischen Biovac einen ersten Produktionspartner in Afrika gewonnen. Dieses wird aber nur den letzten Schritt übernehmen, also das Abfüllen und Verpacken. Die Wirkstoffsubstanz kommt in dieser Kooperation aus Europa. Im „BioNTainer“ soll nun auch die Produktion der mRNA vor Ort möglich sein. Die Anlage besteht aus insgesamt zwölf Containern von je zwölf Metern Länge zur Herstellung des Wirkstoffs sowie des abfüllfertigen, formulierten Impfstoffs und soll zunächst eine Produktionskapazität von beispielsweise bis zu 50 Millionen Dosen des Covid-Impfstoffs pro Jahr haben.
Die Abfüllung und Verpackung sollen Partner vor Ort übernehmen. Lokale Partner sollen auch die die Infrastruktur bereitstellen. Biontech will die Produktionsstätten zunächst selbst betreiben, langfristig aber die Produktionskapazitäten und das Know-how weitergeben.
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