Heimische Firmen messen künstlicher Intelligenz (KI) bisher noch eher wenig Bedeutung bei, wie aus einer Studie des Fraunhofer Instituts Austria hervorgeht. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der befragten Unternehmen - vor allem kleinere Betriebe - sehen in dem Thema noch keine große Relevanz. Das müsse sich ändern. „Das Thema muss auf die strategische Agenda von Unternehmen“, sagte Sebastian Schlund, Leiter des Bereichs Advanced Industrial Management bei Fraunhofer.
Viele Unternehmen haben sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Laut der Studie gab ein Drittel der 455 teilnehmenden Firmen an, sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt zu haben, sagte Co-Autor Benedikt Fuchs am Dienstag in einem Online-Pressegespräch. 36 Prozent messen KI derzeit auch keine Bedeutung für den eigenen Betrieb bei. „Lediglich neun Prozent geben an, KI-Anwendungen bereits im operativen Einsatz zu haben“, so Fuchs.
Nur wenige Firmen haben schon KI-Strategie
Nur etwa jedes siebente Unternehmen gab überdies an, weitestgehend eine Strategie für KI zu verfolgen. Vor allem Klein-und Mittelbetriebe (KMU) seien bei der Thematik eher negativ eingestellt. Größere Unternehmen seien dagegen deutlich offener und hätten oft bereits KI-Anwendungen in der Testphase, sagte Fuchs.
Mangelndes Know-how als größte Hürde
Das größte Potenzial für KI-Anwendungen wird vor allem im Bereich der IT und Logistik gesehen. Für Kundendienst, Vertrieb und Montage sehen die Firmen dagegen weniger Zukunft für künstliche Intelligenz. Unternehmen erhoffen sich vom Einsatz von KI vor allem Verbesserungen bei der Qualität und Produktivität. Mit einer psychischen oder physischen Entlastung der Mitarbeiter rechnen die Firmen aber eher nicht.
Ich kann mir wirklich kein Unternehmen vorstellen, bei dem es nicht einen relevanten und sinnvollen Einsatz für KI gibt.
Eva Eggeling, Fraunhofer Austria Center
Eine der größten Hürden für den Einsatz von KI sei mangelndes Know-how, so Fuchs. Weiters geben die Firmen hohe Anschaffungskosten und den für sie fehlenden Nachweis eines Mehrwerts als häufigste Hemmschwellen an. Dabei könne so gut wie jedes Unternehmen von KI profitieren, meint Co-Autorin Eva Eggeling, Leiterin des Fraunhofer-Austria-Centers. „Ich kann mir wirklich kein Unternehmen vorstellen, bei dem es nicht einen relevanten und sinnvollen Einsatz für KI gibt“, so Eggeling.
Dafür müsse man aber auch die nötigen Kenntnisse zu den Potenzialen von KI haben. In Österreich müsse dafür auf allen Unternehmensebenen - vom Management bis zu den unteren Ebenen - mehr aufgeklärt und geschult werden, um KI auch zu einem Thema für die Breite zu machen. Es brauche niederschwellige Angebote, damit sich nicht nur große Unternehmen, sondern vor allem kleinere Betriebe an das Thema heranwagten, so Eggeling. Förderangebote für erste Schulungen gebe es bereits.
Längerer Zeithorizont
Dass in rund fünf Jahren jedes Unternehmen KI in irgendeiner Form einsetzen werden, glaubt Schlund aber nicht. Für Betriebe seien fünf Jahre ein relativ kurzer Zeitraum. Es sei auch nicht das Ziel und nicht sinnvoll, dass in jedem Unternehmensbereich KI eingesetzt wird - viel wichtiger sei, dass die Unternehmen jetzt eine Entscheidung fällen, KI in einem bestimmten Bereich einsetzen zu wollen oder nicht.
Auch im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit müsse jeder Betrieb genau abschätzen, inwieweit KI wirklich einen Mehrwert bringen könne, so Fuchs. „KI um der KI willen ist sicher nicht die Lösung, die wir abgeleitet haben aus den Studienergebnissen.“
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