Die Kritik an den Lockerungen der Corona-Maßnahmen bricht nicht ab - am Donnerstag meldete sich dazu auch der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter zu Wort. „Ich kann das Ganze insgesamt medizinisch nicht nachvollziehen“, sagte er mit Blick auf das Ende der FFP2-Maskenpflicht und den 2G- sowie 3G-Nachweis. Es brauche zumindest einen „Zwischenschritt“, in dem weiterhin „wichtige Eckpfeiler“ der Pandemiebekämpfung erhalten bleiben, so der Experte.
Hutter reiht sich mit seinem Interview mit Puls 24 damit in eine Reihe von Experten, die die durchaus gewagten Öffnungsschritte der Bundesregierung zumindest als zu vorzeitig ansehen. Zwar sieht er bei den Änderungen von 2G auf 3G kein großes Problem. Dass jedoch ab 5. März keinerlei Nachweis über den Impf-, Genesenen- oder Teststatus mehr benötigt wird, ist für den Mediziner unverständlich.
Nachtgastronomie bringt vermehrt Ansteckungen
Hier müsse man allerdings differenzieren, meinte Hutter. Im Handel sehe er etwa „kein großes Problem“ dabei. Vor allem in Verbindung mit der wiedereröffneten Nachtgastronomie könne es hier aber zu Problemen kommen. Hutter merkt an, dass die Nachtgastronomie „vielfältig“ ist - das fängt beim „kleinen Lokal“ an, in welchem man zu später Stunde noch „mit Freunden auf ein Getränk“ sei. In den Nachtclubs - welche laut Hutter „am 5. März bestimmt noch Indoor sein werden“ - wird es sich drängeln und vermehrt zu Ansteckungen kommen.
Er sei nicht prinzipiell gegen das Öffnen, aber würde eine Lösung wie etwa einen verpflichtenden PCR-Test für alle Clubbesucherinnen und Clubbesucher, egal ob geimpft oder nicht, begrüßen.
Wien mit „besserem Zugang“
Für Hutter ist der vorsichtigere Weg, den die Stadt Wien einschlägt, ein besserer Zugang. „Hier sieht man einen umsichtigeren Umgang damit“, so Hutter, der weiters ausführt, dass „wir noch eine Zeit haben, die wir drüberbringen müssen“. Eine FFP2-Maskenpflicht und Tests würden dafür benötigt - vor allem in einer Millionenstadt wie Wien.
Mehr Impfanreize gefordert
Hutter plädiert daher auch dafür, die Testinfrastruktur beizubehalten. Wichtig sei, dass Tests weiterhin niederschwellig verfügbar seien. Er könne sich zudem vorstellen, von Ungeimpften einen „Solidaritätsbeitrag“ einzuheben. Dieser müsse aber nicht kostendeckend sein. Im Sommer müsse man zudem intensiv für eine Impfung werben - gerade dann „sehen die Menschen keine direkte Bedrohung“. Es brauche auch weiterhin „Anreize und Überzeugungsarbeit“ wie „Lotterien, monetäre Anreize und Gewinnspiele“, um die Lücke bei der Impfquote bis zum Herbst zu schließen.
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