Nachdem das Land das Aus für das Freitesten über mobile Teams in Heimen empfahl - die „Krone“ berichtete -, schlug es als Alternative vor, man solle auf Screeningstraßen oder Gurgeltests ausweichen. In den Heimen sieht man diese Vorschläge allerdings kritisch.
„Die Möglichkeit der Freitestung über die Screeningstraßen und ‚Tirol gurgelt‘ steht stets weiterhin zur Verfügung.“ Diese Lösung bot das Land Tirol den Tiroler Alten- und Pflegeheimen an, denen es - wie berichtet - empfahl, die Bewohner nicht mehr mit mobilen Teams freizutesten.
Doch wie realistisch ist es, dass sich alte und pflegebedürftige Menschen in eine Screeningstraße begeben oder einen Gurgeltest machen? „Ich kann mir das ganz schwer vorstellen“, sagt eine Verantwortliche im Innsbrucker Wohnheim Pradl, „vor allem bei dementen Heimbewohnern.“ Es sei schon mit Stäbchen schwer, die Tests abzunehmen. In Pradl ist man auf die Gurgeltests nicht angewiesen, dort nehmen Mitarbeiter die Abstriche.
QR-Code fehlt: Testkits teils noch unbrauchbar
Auch in den Heimen in Telfs kommen derzeit keine Gurgeltests zum Einsatz, denn noch fehlen die dafür nötigen QR-Codes. „Die wurden nicht mitgeliefert, wir sollten sie aber bald bekommen“, hofft Verwaltungsdirektor Matthias Kaufmann.
Dann wird sich zeigen, wie gut die Tests funktionieren. „Das Gurgeln ist ideal für gesunde Menschen, aber unser Klientel ist großteils dement oder pflegebedürftig, viele werden das nicht können“, befürchtet Kaufmann. Als Alternative habe er die Zusage, dass man statt Gurgeln eine Mundspülung machen könne, doch „ob das valide Ergebnisse bringt, weiß man nicht“. Hinzu komme großer Verwaltungsaufwand.
Und die Teststraßen? „Absolut unrealistisch“, kommentiert Kaufmann. Viele Bewohner seien nicht oder eingeschränkt mobil, zudem fehle es an Personal.
Land Tirol: „Eine Freitestung ist nicht nötig“
Auch Erich Wahl, Bereichsleiter der Bewohnervertretung beim Verein VertretungsNetz, findet nicht, dass die Lösung des Landes etwas am Problem ändert. Dass man kein Interesse daran hat, Heimbewohner freizutesten, sieht er auch durch das Schreiben an die Heime bestätigt. Denn darin heißt es auch: „Die Quarantäne endet automatisch nach Ablauf des Bescheides“, und weiter: „Eine Freitestung ist nicht nötig.“
Von Menschen, die nur eingeschränkt mobil sind, kann man nicht erwarten, dass sie in die Teststraße gehen. Das ändert am Problem überhaupt nichts.
Erich Wahl, VertretungsNetz
Das Land Tirol verwies am Mittwoch darauf, dass bei der Omikron-Variante ohnehin 80% der Betroffenen nach fünf Tagen noch nicht aus der Quarantäne entlassen werden könnten, da sie noch infiziert seien.
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