Samsung bringt demnächst die neueste Generation seiner Galaxy-S-Handy-Oberklasse in den Handel: Das Top-Modell Galaxy S22 Ultra hebt sich dieses Mal stärker von seinen Geschwistern Galaxy S22 und S22 Plus ab als in den Jahren zuvor, hat Samsung doch einen Eingabestift ins Gehäuse integriert. Damit beerbt das Galaxy S22 Ultra die 2020 eingestellte Galaxy-Note-Reihe - und dabei macht es sich richtig gut.
Bei Käufern in der EU könnte zum Luxuspreis von 1450 Euro für die getestete 512-Gigabyte-Version allerdings der Prozessor einen schalen Beigeschmack hinterlassen, verbaut Samsung doch bei der hierzulande verkauften Version im Gegensatz zum nordamerikanischen Modell den hauseigenen Exynos-2200-Prozessor statt eines Snapdragon-8-Chips von Qualcomm.
Stark genug für eigentlich alles
Der Nachteil besteht allerdings vornehmlich auf dem Papier: Im Vergleich schneidet der Samsung-Chip in synthetischen Tests bei der 3D-Leistung etwas schlechter ab als der Qualcomm-Prozessor. In der alltäglichen Nutzung bot im Test jedoch auch das EU-Modell mehr als genug Power für sämtliche Aufgaben, mit dem wir das Gerät konfrontiert haben. Apps starten flott, für Multi-Tasking ist man mit zwölf Gigabyte RAM bestens gerüstet, auch hardwarehungrige 3D-Spiele laufen auf der neuen RDNA2-Grafik des Samsung-Achtkerners flüssig.
Genug Ausdauer, tolles Display
Die Akkulaufzeit passt auch: Mit dem 5000-mAh-Aku - die Kapazität ist trotz Stift-Parkplatz im Gehäuse nicht geschrumpft - kommen Durchschnittsnutzer zwei bis drei Tage durch. Notfalls gibt es eine 45-Watt-Schnellladefunktion. Schneller leer wird der Akku, wenn man viel auf dem Gerät spielt und das helle, farb- und kontraststarke und mit 3080 mal 1440 Pixeln auflösende 120-Hertz-OLED-Display (6,8 Zoll Diagonale) dauerhaft im 120-Hertz-Modus betreibt. Das Worst-Case-Szenario müsste aber mutwillig herbeigeführt werden: Standardmäßig gibt es eine Umschaltautomatik, die nur dann auf 120 Hertz hochschaltet, wenn es sinnvoll ist.
Kompaktkamera hinfällig
Bei der Kamera gibt es auf den ersten Blick keinen allzu großen Unterschied zum Vorjahresmodell, allerdings hat Samsung bei der 108-Megapixel-Primärkamera einen noch etwas größeren Bildsensor verbaut, was ihm besonders bei Aufnahmen im Schlechtlicht hilft. Bei Nachtaufnahmen gelingen - erst recht im Nachtmodus - noch einmal etwas bessere Bilder als zuvor, wobei die Kombination aus optischer Bildstabilisierung und ausgiebiger KI-Nachbearbeitung samt Pixelkombinierung erstaunlich helle, rauscharme und scharfe Ergebnisse liefert. Bei Tageslicht macht das Galaxy S22 Ultra Kompaktkameras ohnehin überflüssig.
Erstaunlich zoomstark - bei Tageslicht
Das gilt mittlerweile sogar bis zu einem gewissen Grad beim Zoomen. Bei gutem Licht holt die Kamera mit ihrer Kombination aus zwei 10-Megapixel-Zoomlinsen (F/2.4, F/4.9 Periskopoptik) und dem hochauflösenden Hauptsensor Motive bis Vergrößerungsfaktor 25 erstaunlich scharf heran, die Bildqualität der optisch und elektronisch vergrößerten Aufnahmen ist vernünftig. Reizt man sie bis Faktor 100 aus, erhält man aber auch bei gutem Licht matschige Ergebnisse. Beim nächtlichen Zoomen leidet die Bildqualität schon bei geringerer Vergrößerung unter der wenig lichtstarken Periskopoptik. Positiv fallen schnelles Auslösen, gute (Video-)Stabilisierung und die bei Tageslicht gut nutzbare Weitwinkeloptik (12 Megapixel) auf. Die 40-Megapixel-Frontkamera liefert sehr gute Selfies.
Bedienung ganz wie einst beim Note
Die kann man, wie einst am Galaxy Note, mit dem integrierten Eingabestift gleich mit Bärten oder anderen Dingen verzieren: Samsung hat den beliebten Stylus beim S22 Ultra genauso implementiert wie beim Note. Wer mit dem Schreibgefühl auf rutschigem gehärtetem Glas und den sehr kompakten Abmessungen des drucksensitiven Stifts zurechtkommt, kann über Samsungs Notiz-App schnell etwas niederschreiben - sogar direkt vom Sperrbildschirm weg. Überdies hat der automatisch im Chassis geladene Stift andere nützliche Zusatzfunktionen, dient beispielsweise beim Fotografieren als Fernauslöser. Wenn er fehlt, weist das Gerät beim Sperren darauf hin - und verhindert so hoffentlich, dass der Stylus irgendwo liegen bleibt.
Insgesamt ist der Stylus ein nettes Extra, das Fans der eingestellten Galaxy-Note-Reihe mit Samsung versöhnen könnte - und dafür Sorge trägt, dass die mit Stiftbedienung am Smartphone gesammelte Expertise sinnvoll weiter genutzt wird. Im Kern ist das Galaxy S22 Ultra somit ein Galaxy Note.
Speicher nicht erweiterbar, kein Netzteil
Es gibt je nach Modell bis zu 512 Gigabyte Flash-Speicher, der leider nicht erweiterbar ist. Ohne microSD-Kartenslot sollte man bereits beim Kauf wissen, wie viel Speicher man benötigt: 128 Gigabyte kosten rund 1250, 512 Gigabyte 1450 Euro Straßenpreis. Zum Vergleich: Eine microSD-Karte mit 512 Gigabyte Speicher kostet rund 60 Euro. Neben Speicherkarten sind (ohne Adapter) auch keine kabelgebundenen Kopfhörer nutzbar. Eine Audioklinke gibt es nicht. Dem Galaxy S22 Ultra liegt auch kein Netzteil bei. Wer schon eines hat, mag das als umweltschonend loben. Wer kein 45-Watt-Schnellladegerät hat, reizt jedoch die schnellen Ladezeiten nicht aus.
Ansonsten mangelt es dem Galaxy S22 Ultra aber nun wirklich an gar nichts: Fingerscanner im Display, wasserdichtes Gehäuse aus Metallrahmen und angerautem Glas, Stereo-Speaker, Dual-SIM-Option (eSIM, Nano-SIM), moderne Funkstandards, von 5G über Wi-Fi 6E, Bluetooth 5.2 und NFC, bis hin zu den gängigen Navi-Diensten - das Galaxy S22 Ultra ist topmodern ausgestattet. Sogar kabellos aufladen können es Besitzer drahtloser Qi-Ladepads, die ihrerseits freilich nicht drahtlos sind und sehr wohl in andere Geräte integriert oder mit Steckdosen verbunden werden müssen.
Solide Software, saubere Verarbeitung
Die Software - Android 12 - hat Samsung neben den zusätzlichen Stift-Funktionen noch mit einigen vorinstallierten Social-Media- und Streaming-Diensten sowie einem Füllhorn eigener Anwendungen angereichert und mit einer aufgeräumten Benutzeroberfläche überzogen. Unerwünschtes ließ sich im Test problemlos deinstallieren, die Update-Versorgung ist bei Samsung traditionell gut. Positiv fallen die vielen Einstellmöglichkeiten auf, etwa beim genutzten Suchanbieter. Die üblichen Google-Dreingaben sind an Bord.
Verarbeitet ist das Galaxy S22 Ultra, wie es sich für ein Luxus-Smartphone gehört, sehr gut. Der hochwertige Materialmix sorgt, gepaart mit 230 Gramm Gewicht, für ein wertiges Gefühl. Das Handling ist durch 6,8 Zoll Diagonale, die rutschige Glasrückseite und die nicht minder rutschigen abgerundeten Kanten aber wohl nicht jedermanns Sache. Dass die Kamera ein wenig aus dem Gehäuse hervorsteht, macht für die meisten User aber wohl ohnehin eine Hülle nötig, die allerdings nochmals Gewicht aufträgt.
Fazit: Das Galaxy S22 Ultra ist ein modern ausgestattetes „Note im S-Pelz“ und wird bei Fans der 2020 eingestellten Reihe Anklang finden. Zumal die Reinkarnation neben Stiftbedienung auch eine starke Kamera, ein tolles Display, trotz theoretischer Nachteile gegenüber dem US-Modell mehr als genug Rechenleistung, einen dicken Akku und gut gemachte Software mitbringt. Das Handling hingegen wird - wie schon beim Note - nicht jedermanns Sache sein, auch erweiterbaren Speicher sowie erschwinglichere Preise könnte man Samsung noch auf den Wunschzettel schreiben.
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