Starsopranistin Anna Netrebko führt Eigenangaben zufolge kein Luxusleben. „Mein Traum ist, ein kleines Boot zu haben, wo mich niemand sehen kann“, erzählte die Wahlösterreicherin im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Netrebko beklagte Mangel an Freizeit. „Ich habe keinen Urlaub und keine Zeit für mich, mein Leben ist nicht wunderbar“, sagte die Sopranistin. Das klingt sehr gequält.
Die traurigen Worte kommen, nachdem die 50-Jährige Anfang Jänner verkündet hatte, dass sie sich eine dringend benötigte Auszeit nimmt, um sich „besser und glücklicher zu fühlen“. Erholung suchte sie in einem Gesundheitsressort in Tirol in der Nähe von Innsbruck. Waldspaziergänge, Massagen und Cryotherapie sollten heilsam wirken und sie fit für neue Termine machen.
„Aida“ in Neapel
Netrebko feiert am Freitagabend das 150-Jahr-Jubiläum der Premiere von Giuseppe Verdis „Aida“ in Europa in Neapel. Am Freitag und am Montag ist im Theater San Carlo eine Aufführung der Verdi-Oper, in der die Sängerin und ihr Ehemann Yusif Eyvazov die Hauptrollen übernehmen. Am Pult steht der Dirigent Michelangelo Mazza.
Die Uraufführung des berühmten Verdi-Werks fand 1871 in Kairo statt. Die europäische Premiere folgte am 8. Februar 1872 an der Mailänder Scala. Im Sommer 2020 war Netrebko erstmals in Neapel in der Rolle der Tosca an der Seite ihres Ehemannes auf dem Hauptplatz der Vesuvstadt, Piazza del Plebiscito, aufgetreten. Nach dem Erfolg hatte der Intendant des Teatro San Carlo, der Franzose Stephane Lissner, beschlossen, die „Aida“ anlässlich des Jubiläums der Europa-Premiere mit Netrebko in der Hauptrolle zu veranstalten.
„Nach zwei Opern im Freien in Neapel feiere ich jetzt mein Debüt im San Carlo-Theater. Das ist mein erster Theaterauftritt in Neapel, einer fantastischen Stadt, in der es so viel zu sehen und zu entdecken gibt“, so Netrebko.
Auf der ganzen Welt erfolgreich
Anna Netrebko ist vermutlich eine der am meisten gebuchten Opernsängerinnen weltweit. Ihr Debüt gab sie 2002 an der New Yorker Metropolitan Opera.
Seitdem ist sie zu einer gefeierten Diva aufgestiegen, die ihre Fans mit vielen Postings an ihrem glamourösen Leben teilhaben lässt und ihre durchaus auffällige Kleidung gerne in Selfies festhält.
Kindheit nahe der Schwarzmeerküste
Das lebhafte Temperament zeigte sich schon in Annas Kindheit im südrussischen Krasnodar nahe der Schwarzmeerküste. „Diese wilde Energie sprudelte, und ich konnte nie ruhig sprechen. Ich schrie immer“, erzählte sie in der TV-Dokumentation „Anna Netrebko - Anna The Great“ aus dem Jahr 2014. Die Tochter eines Geologen und einer Ingenieurin liebte es, schauzuspielen, sich zu verkleiden und im Mittelpunkt zu stehen. Sie nahm Ballettunterricht und begann als 16-Jährige eine Ausbildung als Sopranistin.
Während sie am Konservatorium in St. Petersburg studierte, arbeitete sie als Reinigungskraft am Mariinski-Theater. Im Jahr 1994 wurde sie dort engagiert. Beim Vorsingen überzeugte sie den Intendanten und Dirigenten Waleri Gergijew, der sie wenige Monate zuvor noch putzen gesehen hatte. „Es war nicht nur amüsant und kurios, sondern sogar notwendig, ihr eine Rolle anzubieten“, sagte er in der TV-Doku.
Den internationalen Durchbruch schaffte sie 2002, als sie bei den Salzburger Festspielen als Donna Anna in „Don Giovanni“ unter dem gestrengen Maestro Nikolaus Harnoncourt debütierte. „Wir waren alle sehr gespannt, ob Nikolaus Harnoncourt diese selbstbewusste, viel lachende junge Frau mögen würde“, erzählte Festspielchefin Helga Rabl-Stadler einst. Doch die beiden harmonierten, und Netrebko wurde als Sensation gefeiert. Für Rabl-Stadler liegt Netrebkos Stärke in ihrer großen Musikalität und ihrer besonderen Stimme sowie in ihrer angeborenen schauspielerischen Begabung und ihrem tänzerischen Bewegungstalent. „Sie ist auf der Bühne somit ein Gesamtkunstwerk“, sagte sie.
Netrebko lebt in Wien und ist seit 2006 auch im Besitz eines österreichischen Passes. Sie verbringt jedoch auch viel Zeit in Moskau, St. Petersburg und New York. Sie ist an der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera, der Mailänder Scala, dem Moskauer Bolschoi-Theater und anderen führenden Häusern präsent. Mit ihrer Stimme, die neben den hellen Farbtönen auch dunkle Wärme ausstrahlt, hat sie sich ein Repertoire aufgebaut, dass sich von Mozart und lyrischen italienischen und französischen Rollen in den letzten Jahren hin zu dramatischeren Partien ausgeweitet hat. Ihr Debüt in einer großen Wagner-Rolle gab sie 2016 als Elsa in „Lohengrin“ in der Dresdner Semperoper.
Auf der Bühne steht sie mittlerweile oft mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov. Mit dem Tenor aus Aserbaidschan ist sie seit 2015 verheiratet. Am Valentinstag 2022 veröffentlichte er den Song „My Anna“ als Liebeserklärung an sie. Ihr Sohn Tiago stammt aus der Beziehung mit dem Bassbariton Erwin Schrott.
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